Schlagende Beweiskraft

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Es häufen sich die Meldungen von "Übergriffen" auf zumeist weibliches Körperterritorium, die vor dreißig, zwanzig oder zehn Jahren oder erst unlängst stattgefunden haben und nun nach Konsequenzen verlangen -Schuldbekenntnissen, Bußübungen, Rücktritten, Strafverfahren. Wiewohl ich es nur recht und billig finde, dass Delikte von Nicht-Kavalieren nicht mehr als Kavaliersdelikte durchgehen, komme ich nicht umhin, der medialen Berichterstattung in dieser Causa eine gewisse Hysterie zu attestieren. Es herrscht geradezu ein Gedränge bei dem Versuch, sich und andere unter die Erniedrigten und Beleidigten einzureihen.

Ich frage mich: Was ist aus der guten alten Ohrfeige geworden? Die hat im Fall des Falles stets durchschlagende Wirkung und unmittelbare Beweiskraft. Jetzt wird man mir wohl sagen: Gewalt ist keine Lösung. Doch, würde ich entgegen, manchmal ist sie das. Es gibt Situationen, in denen Worte, Argumente, Ausrufe schlicht nicht mehr angemessen sind. Natürlich gilt es, je nach Schwere der Entgleisung, zu dosieren. Eine verbale Belästigung mag mit einer verbalen Parade ausreichend gesühnt sein, sie kann aber auch gröbere Maßnahmen erfordern. Ich weiß von einer Autorin, die ihre geballte Trittkraft auch schon einmal, sozusagen nach dem Verursacherprinzip, körpermittig plaziert hat. Die brachiale Anwendung ist gewiss nicht jederfraus Sache. Und es mag Hemmungen geben, einem Vorgesetzten oder sonst irgendwie Maßgeblichen eine zu schmieren. Aber anlassig werden ja, in Alpbach und anderswo, durchaus auch Gleichgestellte. Die auf die Lähmung der peinlich Berührten spekulieren. Einen Übergriff mit einer Handgreiflichkeit zu beantworten, stellt gewissermaßen Waffengleichheit wieder her und katapultiert die Belästigte aus der Duldungsstarre des Opferlamms. Am besten vor möglichst vielen Leuten.

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