Sehnsucht nach Arkadien

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Der schmachtende Jüngling zu Füßen seiner Angebeteten könnte ein früher Werther sein, mit seinem ockergelben Gewand. In der heiter-friedlichen Stimmung dieses "Ländlichen Festes" von Pierre Antoine Quillard (1701-1733) aber ist an ein tragisches Ende eines vergeblich Liebenden nicht zu denken. - Dieser Jüngling würde sich ein weiteres Glas Wein aus dem irdenen Krug einschenken und sich vom Gesang der Vögel trösten lassen.

Die Residenzgalerie präsentiert zum 75-Jahr-Jubiläum mit dem Ausstellungszyklus "Hommage an eine Kostbarkeit" barocke Meisterwerke aus den eigenen Beständen. Nach der Frühjahrsausstellung "Malerei des holländischen Barock" steht nun die "Malerei des französischen Barock" auf dem Programm. Vor blauem Hintergrund hängen Werke etwa von Francois Boucher, Pierre Antoine Quillard, dem Marinemaler Joseph Vernet oder Jaques Philippe de Loutherbourg. Da auch Werke des holländischen Bestandes - vor grünem Hintergrund - noch zu sehen sind, verlockt diese Ausstellung immer wieder zu "übernationalen" Stilvergleichen.

Ländliche Idyllen und idealistische antikisierende Darstellungen dominieren die Ausstellung. Thema ist die "Grand Tour", die "Entdeckung" Italiens durch Künstler, Gelehrte und adelige Weltenbummler. Neben den Gemälden vermitteln Reise-Utensilien der Dame und des Herrn des 18. Jahrhunderts, Navigationsinstrumente, Seekarten oder Souvenirs eine Ahnung vom Lebensgefühl in einem frühen, noch sehr elitären "Tourismus". Auch eine Erstausgabe von Daniel Defoes "Robinson Crusoe" paßt in diesen liebenswürdigen - vor allem mit Leihgaben aus dem Carolino Augusteum gestalteten - Rahmen.

Zauberhafte Miniaturen im Carolino Augusteum Ein schlafendes Bauernmädchen, Strohhut und Korb neben sich im Gras; Napoleon, der einem Marschall das Fernrohr auf die Schulter gelegt hat und eine Schlacht überblickt; ein Stier, der sich vom Strick des höchst überrumpelt wirkenden Bauern losreißen will; eine fromme Beterin, kniend vor einem gotischen Flügelaltärchen: Genre-Szenen, Land-, See-, Blumen- und Tierstücke sind im Museum Carolino Augusteum zu sehen - als Medaillons im Durchmesser von acht bis neun Zentimetern "Größe".

Die Ausstellung "Fürstliche Miniaturen - Die Wittelsbacher und ihre Malerfreunde" im Carolino Augusteum umfaßt 150 Miniaturgemälde, die zwischen 1815 und 1869 im Auftrag des bayerischen Herrscherhauses entstanden sind. Caroline Augusta, der das Museum seinen Namen verdankt, war ebenfalls eine Wittelsbacherin! 88 Maler, großteils aus Bayern, aber auch aus dem Norden Deutschlands und Skandinaviens, haben die ursprünglich 200 Bilder umfassende Sammlung geschaffen. Der größte Teil ist als geschlossener Bestand erhalten geblieben: Ein privater Sammler hat dieses einzigartige Dokument wittelsbachischer Sammlungsgeschichte aus dem Nachlaß des Prinzen Joseph Clemens von Bayern (1902-1990) erworben. Ursprünglich hingen die Miniaturen im Schloß Biederstein, dem früheren Landsitz der Herzogin Ludovika in Bayern, der Mutter Kaiserin Elisabeths.

Maler wie Wilhelm von Kobell, Heinrich Bürkel, Domenico und Lorenzo Qualglio, Thomas Fearnley, Peter von Hess oder Carl Rottmann bieten mit ihren Ölbildern auf Blech oder Kupfer einen umfassenden Überblick über die Malerei im München der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die frühesten Widmungen tragen die Miniaturen "Gebirgsbach" von Johann Jakob Dorner d. J. und "Weidende Kuh" von Max Joseph Wagenbauer. Diese kleinformatigen Meisterwerke stehen sichtlich in der Tradition der holländischen Landschaftsmalerei: Ruisdael'sche Wasserfälle, Felsenklüfte oder Baum-Veteranen fallen einem ein, Dorner allerdings hat die Naturgewalten beruhigt zu beschaulicherem Wesen: Sein "Waldsee" bietet ein schon fast impressionistisch anmutendes Bild, frühlingshaft-friedlich, sanft in den Farben.

Morgenland - hin und zurück Weit über den europäischen Kulturraum hinaus reicht die Ausstellung "The Search Within" im Salzburger Bildungshaus St. Virgil: Werke von zehn indischen und zehn europäischen Künstlerinnen und Künstlern werden in diesem Projekt einander gegenübergestellt. Ohne Absprachen oder Vorgaben des Projektleiters Werner Dornik entstanden "Künstler-Paare", deren Arbeiten zu einer beeindruckenden Präsentation zusammengestellt wurden.

Arnulf Neuwirths mythisch-märchenhafte Seelenlandkarte "Heiliger Geist" findet, sowohl in der "Parzellierung" des Hintergrundes als auch in der Farbgebung, eine überraschende Entsprechung in Meenakshi Bharatis "Hommage to Jaiselmer I". Anna Stangl und Jogen Chowdhurys Frauengestalten ähneln einander in Figur, Körperhaltung und Ausstrahlung. Peter Bischof, Anna Stangl, Herbert Brandl, Günter Damisch, Lore Heuermann, Hans Staudacher, Johannes Taupe - die Liste der europäischen Künstler im Buch zur Ausstellung liest sich wie ein Index eines Lexikons der Moderne. Die Arbeiten der indischen Künstlerinnen und Künstler repräsentieren herausragende Beispiele indischer Gegenwartskunst.

Residenzgalerie, bis 30. August: "Malerei des französischen Barock" (Residenzplatz 1, 0662/840451-0) Museum Carolino Augusteum, bis 30. August: "Fürstliche Miniaturen" (Museumsplatz 1, 0662/841134-0).

St. Virgil, bis 10 September: "The Search Within" (Ernst-Grein-Straße 14, 0662/65901).

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