Papierblumenstrauß - © Foto: © KHM-Museumsverband

„Staub & Seide“ im Weltmuseum Wien: Spurensuche im Sand

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Die Ausstellung über die Seidenstraße bietet Gelegenheit, um ins Staunen zu geraten

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Die Ausstellung über die Seidenstraße bietet Gelegenheit, um ins Staunen zu geraten

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Die mythenumwobene Seidenstraße lässt auch heute noch Bilder von durch Wüsten ziehenden Karawanen vor unseren Augen entstehen, die kostbare Waren aus fernen Ländern nach Europa bringen. Doch dieses romantische Bild hat einen Haken: Die eine Seidenstraße von Ost nach West hat es nie gegeben, nach einem entsprechenden Wegweiser hätte auch Marco Polo vergeblich gesucht. Der Begriff ist ein relativ neuer, er wurde erst im ausgehenden 19. Jahrhundert geprägt.

Tatsächlich handelte es sich bei den historischen Handelsrouten um weitverzweigte Wegenetze, die Asien und Europa über Land und See verbanden – und gleichzeitig auch um ein komplexes Geflecht aus Beziehungen. Ausgetauscht wurde dabei neben edlen Stoffen auch noch einiges andere: Tee, Gold, Jade, Porzellan, Pferde, Musikinstrumente, Gewürze, aber auch weniger Materielles wie Wissen, Ideen, Religionen – und nicht zuletzt Krankheiten und Konflikte.

Die Sonderausstellung „Staub & Seide“ im Weltmuseum Wien weist deshalb keinen linearen Weg durch die Steppen Asiens an, sondern ermöglicht anhand eines fragmentarischen Reiseberichts thematische Vertiefungen, die Geschichte und Gegenwart verbinden und das Augenmerk auch auf die Menschen lenken, die aktuell von den von China initiierten neuen Infrastrukturprojekten entlang der historischen Routen betroffen sind – der „Neuen Seidenstraße“, auf der nun eher Rohstoffe als Luxusgüter unterwegs sind. Anhand von Foto- und Videomaterial, Werken zeitgenössischer Künstler(innen) aus dem asiatischen Raum und natürlich zahlreichen historischen Objekten kann sich jeder selbst auf die Reise begeben und nach Belieben bei „Objekten der Begegnungen“, „Orten der Sehnsucht“ oder „Objekten der Begierde“ haltmachen.

Und bei aller Nüchternheit der Betrachtung, die auch der Titel der Ausstellung nahelegt, bietet sich hier dann doch noch genügend Gelegenheit, um ins Staunen zu geraten – über die prächtigen, aus dem 14. Jahrhundert stammenden „Tartarenstoffe“ etwa, in die vergoldete Fäden eingewoben wurden, die detailreichen figürlichen Grabbeigaben aus Ton oder die bunt bemalten Gefäße und Fliesen aus Keramik, die auch nach Jahrhunderten noch gebrauchsfertig erscheinen. Wenigstens an der Wirkung dieser kunstvoll gestalteten Gegenstände hat sich seit Marco Polos Zeiten nichts geändert.

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