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Steirische Kulturstätten

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Im Lande Steiermark bestehen zahlreiche kulturelle Einrichtungen, die nicht nur der Steiermark selbst und ihren Bewohnern dienen, sondern auch in ihrer Besonderheit über die Grenzen des Landes und ganz Oesterreichs hinaus wirken. Neben den drei Hochschulen, der Universität und der Technischen Hochschule in Graz sowie der Montanistischen Hochschule in Leoben, deren Gründung wie die fast aller kulturellen Einrichtungen des Landes auf Erzherzog Johann von Oesterreich zurückgehen, dienen der Wissenschaft: Das Landesmuseum Joanneum, gegründet 1811, die mit diesem engverbundene Steiermärkische Landesbibliothek und das Steiermärkische Landesarchiv.

Das Landesmuseum Joanneum — ursprünglich entstanden aus der Zusammenfassung der naturwissenschaftlichen und historischen Sammlungen seines Gründers — ist im Laufe der Zeit auf zwölf Abteilungen erweitert worden, die sowohl auf kunsthistorischem und volkskundlichem als auch auf naturhistorischem und technischem Gebiet nach modernen Grundsätzen geführt werden. Die Abteilungen für Mineralogie, Zoologie und Botanik sowie für Bergbau, Geologie und Technik im alten Joanneum in der Raubergasse bieten einen repräsentativen Querschnitt durch die Steiermark. Die prähistorische Abteilung mit dem Münzenkabinett birgt neben vielen sehenswerten Funden aus der Steiermark den Strettweger Opferwagen, ein einzigartiges Zeugnis der Kultur des 8. Jahrhunderts vor Christi Geburt im Alpenraum. 1894 wurde in der Neutorgasse ein Erweiterungsbau vorgenommen, in dem vor allem Glasfenster, Gemälde und Stiche sowie die Skulpturen der „Alten Galerie” und die kulturhistorischen Sammlungen der Galerie untergebracht sind. Das an das Landhaus anschließende Landeszeughaus bildet eine besondere Sehenswürdigkeit. Im Palais Herberstein in der Sackstraße wurde die „Neue Galerie” eingerichtet, in der die Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts betreut werden Alle Abteilungen stehen mit der übrigen Fachwelt ebenso in dauernder Verbindung, wie das unter dem verewigten Viktor von Geramb errichtete Volkskundemuseum in der Paulustorgasse mit seinem Heimatwerk. Das Heimatwerk will in Ergänzung der wissenschaftlichen Aufgaben des Volkskundemuseums die Kenntnis von Volkskunst und Hausfleiß in Steiermark vermitteln. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das in der Besatzungszeit arg hergenommene Schloß Eggenberg dem Joanneum angeschlossen. Das Barockschloß, das auch für Empfänge, für künstlerische und kulturelle Veranstaltungen, insbesondere anläßlich der Grazer Sommerspiele, Verwendung findet, liegt in einem großen Park und beherbergt das Stadtmuseum sowie das über Oesterreich hinaus beachtete Jagdmuseum mit seinem Tierpark.

Dem Joanneum angeschlossen ist das Heimatmuseum im Schloß Trautenfels, das in landschaftlich besonders eindrucksvoller Lage am Fuße des Grim- mings das Ennstal beherrscht, ln Bad Auss’eė, Bruck an der Mur, Leoben, Oberzeiring und Murau. in Gleisdorf, Feldbach, Frauenberg bei Leibnitz und in Radkersburg bestehen ebenfalls bemerkenswerte Heimatmuseen, deren überaus verdienstvolle, durchweg ehrenamtlich tätige Gründer und Leiter vom Joanneum beraten werden.

Die Steiermärkische Landesbibliothek in der Kalch- berggasse mit ihren umfangreichen Beständen an wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften stellt eine stets auf dem neuesten Stand gebrachte Grundlage für die Forschung, aber auch für die Bildung weiter Kreise dar. Eine weitere Grundlage für geschichtliche Studien bietet das Steiermärkische Landesarchiv. Neben umfassenden Beständen aus der staatlichen, der Landes- und der Gemeindeverwaltung, aber auch auš privatem Besitz sind hier einzigartige historische Dokumente und Urkunden, wie zum Beispiel die Georgenberger Handfeste aus dem Jahr 1J86 aufbewahrt

Als Brennpunkt der Volksbildung in Steiermark ist das im Schloß St. Martin bei Graz untergebrachte bäuerliche Volksbildungswerk zu nennen, das mit seinen zahlreichen Zweigstellen im Sinne seines hochverdienten Gründers Josef Steinberger eine auch im Ausland anerkannte Kulturstätte darstellt. Für die Weiterbildung der gewerblichen Jugend bestimmt ist das Volksbildungsheim für die gewerbliche Jugend in Retzhof bei Leibnitz.

Der Förderung der bildenden Künste dient das Künstlerhaus. Hier werden sowohl vom Land Steiermark als auch von den bestehenden Künstlervereinigungen fortlaufend Ausstellungen veranstaltet, die vor allem den lebenden Künstlern die Gelegenheit geben, mit ihrem Schaffen vor die Oeffentlichkeit zu treten.

Al kulturelle Lehranstalt von hohem Rang ist neben der Bundesgewerbeschule mit ihrer Abteilung für angewandte Kunst das Landeskonservatorium mit der Volks-Musikschule Graz zu nennen; es dient vornehmlich der Ausbildung von Berufsmusikern. Aus dieser Anstalt sind namhafte Künstler, sowohl Solisten wie Musiker in weltbekannten Orchestern her- vorgegaugen. Das musikalische Leben außerhalb Graz wird auf breiter Basis von den Volks-Musikschulen getragen. Gestützt auf diese Institutionen stehen nicht nur die vornehmlich vom Musikverein für Steiermark veranstalteten Konzerte in Graz, sondern auch Veranstaltungen in der Provinz auf sehr beachtlicher Höhe.

Das Theaterleben in Steiermark wird in erster Linie von den Vereinigten Bühnen, Stadt Graz-Land Steiermark, bestritten, die im Opernhaus und in den Kammerspielen ein für das gesamtösterreichische Theater bedeutsames Repertoire bieten. Zahlreiche Gastspiele der Vereinigten Bühnen auf dem Land helfen das allgemeine Verständnis für gutes Theater veębreiten.

Alljährlich werden in Graz Sommerspiele veranstaltet, die durch ihr künstlerisches Niveau, vor allem aber durch die unvergleichlichen Schauplätze wie den Landhaushof, den Joanneumhof, den Burggarten, die Kasemattenbühne auf dem Schloßberg und vor allem durch die Konzerte und Theateraufführungen im Rittersaal des Schlosses Eggenberg eine völlig eigene Note erhalten und bei den Besuchern immer wieder stärksten Eindruck hervorrufen.

Daß die steirische Landeshauptstadt außerhalb der großen Verkehrswege am südöstlichen Rande des gesamtdeutschen Sprachgebietes liegt, läßt die kulturelle Bedeutung dieser interessanten Stadt und des ganzen Landes erst in vollem Lichte erscheinen.

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