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Steirische Kunst der Gegenwart

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Im Rahmen der Grazer Festspiele bringt das Joanneum einen kleinen Querschnitt durch das Schaffen lebender Künstler. Noch tastet ihr Ausdruck im Ungewissen und zwischen den Extremen eines fast schon klassisch zu nennenden Impressionismus und surrealistischen Abstraktionen liegt eine Unmenge verschiedener Bestrebungen. Aus dem erzwungenen Gleichmaß des Kollektivs hat sich wie kaum jemals zuvor ein blühender Individualismus emporgerankt. Und doch drängt alles nach einer neuen Gültigkeit, die zu finden Sehnsucht unseres blutenden Jahrhunderts ist.

Nur Beispiele können erwähnt werden: Abseits vom Schrei nach der neuen Form erwächst die vornehme Kunst Scheus, dessen edle Farbgebung an ruhigere Zeiten erinnert. Von Mader ist leider nur sein ohnedies bekanntestes Werk, .Die Riegersburg“, ausgestellt, während man seine letzten, in Form und Gedanken oft weit in Neuland vorstoßende Werke seltsamerweise bei Ausstellungen überhaupt nicht zu sehen bekommt. Stark ist der Eindruck der Gemälde Fellingers, dessen kühner Impressionismus farbstarke Stimmungen zaubert.

Auf der anderen Seite zeigen die Werke Kurt Webers individuelle Gestaltung französischer Einflüsse der jüngsten Vergangenheit, vor allem aber ist es Paula Mally, die aus bloßer Farbkomposition Inhalte erdichtet, die manchmal, wie beim „Kartenspieler“, von dämonischer Wirkung sind. Zauberhaft in der Farbe und bühnenbildhaft in der Komposition wirkt das Werk des eigenartigen Surrealisten Rogler. Neben diesen Bildern scheinen Gemälde wie die des feinsinnigen Oberhuber, aber auch der .Blumenstrauß“ Szyskowitz' fast vermittelnd, während Silberbauers „Verkündigung“ eine konstruktiv-architektonische Grundkomposition aufweist, eine Teilung der geistigen (Engel) und irdischen Welt (Maria). Ornamental und doch von bewegtester Lebendigkeit wirken die „Pinguine“ der Breßlern-Roth, viel zu wenig bekannt ist das Werk des großen Menschendurchschauers Spohn, das hier durch sein Gemälde .Der Spieler“ vertreten ist.

Fronius stellt unter anderem in seiner neuen Technik, der Monotypie aus, eine Federzeichnung Alfons Werners gehört trotz ihrer bescheidenen Form zu dem Tiefsten der Ausstellung, während Meyer-Berks Holzschnitte Christus ins heutige Leben treten lassen, und somit eine der brennendsten Notwendigkeiten moderner Kunst erfüllen.

Aus der Vielfalt des Geschauten ergibt sich kein einheitliches Bild. Ungewiß ist das Wohin. Thematisch scheint man vielfach auf neuen Wegen, während das Formale auch dort, wo es modern sein will, zumeist nur Verklungenes ertönen läßt, freilich oft von berückender Eigenart.

Den Mittelpunkt der Schau ziert ein Ölbild Wickenburgs: „Sommer“. Ein buntes Nebeneinander farbiger Sommereindrücke. Wickenburg, Jubilar und seit jüngstem neuerdings Preisträger, ist gleichzeitig in der Neuen Galerie eine eigene Ausstellung gewidmet, die in wesentlichen Werken von der großen Produktivität und Vielseitigkeit des Meisters kündet. Neben zahlreichen Landschaftsskizzen, zumeist in Rötel, sprechen vor allem seine Illustrationen zu Gogols Novelle „Die toten Seelen“ an, in ihrer Reihenfolge fast eine zeichnerische Nachschaffung des dichterischen Werkes von oft entzückender, oft erschütternder Tragikomik. Gänzlich anders seine stimmungsvollen Aquarelle oder an Marees erinnernde Kompositionen aus den dreißiger Jahren, von denen sein „Apoll und die Musen“ durch die aus Körpern und Gestalten geborene mythische Atmosphäre besonders eigenartig wirkt. In seinen letzten Werken ringt sich der Künstler, dessen Technik ein Immer-wieder-von-neuem-Beginnen jedes Werkes ist, zu gehaltvollen Abstraktionen durch, besonders mit seiner „Verkündigung“, die in ihrer durch die Form gehobenen Geistigkeit alle Erdenbande weit hinter s.ich zurückläßt.

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