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Tradition in der Innovation
Eine Analyse der Details berühmter Bauten von bekannten Architekten zeigt das Spannungsverhältnis zwischen architektonischer Vision und bautechnischer Konstruktion.
Eine Analyse der Details berühmter Bauten von bekannten Architekten zeigt das Spannungsverhältnis zwischen architektonischer Vision und bautechnischer Konstruktion.
Zeigt man die Konstruktion oder liegt die Kunst im geschickten Verblenden? An dieser Frage scheiden sich die architektonischen Geister schon lange.
„Das Detail in der Architektur der Moderne“ wagt nun einen Blick hinter und in die Fassaden einiger Schlüsselbauten der Moderne. Das Robie-Haus wird ebenso gezeigt wie der Barcelona-Pavillon oder die Kirche am Steinhof. Vom klassizistischen Architekten Edwin Lutyens, über Frank Lloyd Wright, Otto Wagner, Adolf Loos, Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe, Rudolf Schindler, Walter Gropius und Marcel Breuer läßt sich in Schnitten und Detailzeichnungen gleichsam die Entkleidung der Architketur beobachten. Auch gängige Vorurteile werden anhand der entsprechenden Axonometrien widerlegt. So entdeckt man auch an Loos und Wagner klassizistische Züge.
Le Corbusier, der Meister des Moduls und Fetischist der maschinellen Massenfertigung, suchte ein Leben lang nach einem standardisierten Universalmaterial, das allen Ansprüchen des industriellen Bauens gerecht werden sollte. Bemerkenswert an seinen berühmt-berüchtigten Details sind jedoch nicht Beton und Rastergrößen, sondern das systematische Denken. Vom Großen bis ins Kleine sprechen seine Häuser konsequent dieselbe Formensprache.
Mies van der Rohe, Pragmatiker des Stahlbaues, beweist im Detail, wie irreführend oberflächliche Betrachtung sein kann. Von den Anfängen in Backstein bis zum bahnbrechenden Barcelona-Pavillon finden sich viele Ansätze im Oeuvre van der Rohes. Roter Faden ist nicht nur der Stahl, sondern vielmehr die verdeckte Fuge, die dem Architekten immer neue Lösungen abringt.
Hinweise im Text auf Zeitströmungen und Auszüge prägender architekturtheoretischer Werke erleichtern Deutung und Bedeutung der Detaillösungen. Dabei wird der Einfluß Karl Friedrich Schinkels auf die Moderne ersichtlich. Am schönsten bleibt aber die Sprache der Zeichnung, die in stummer Präzision Zeugnis ablegt für das Werk ihres „Erfinders“.
Für Menschen, die zu einem Urteil großer Architekten finden wollen, liegt hier ein wertvoller Band vor, der den Mythos der Moderne sich selbst gegenüberstellt. Außerdem bleiben Details nach wie vor eine Fundgrube für gelungene Lösungen und geben immer noch wegweisende Denkanstöße zu Grundfragenstellungen der Architektur.
DAS DETAIL IN DER ARCHITEKTUR DER MODERNE
Von Edward R. Ford.
Aus dem Englischen von Gerda Bean.
Birkhäuser Verlag, Basel 1994.
247 Seiten, SSO SW--Abbildungen, öS 1.545,-.
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