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Unentdecktes Salzburg

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"...Der Boden Salzburgs weist eine starke Assimilationskraft mit einem ausgesprochenen Zug zu Universalität und Synthese auf. Diese Tatsache scheint Salzburg in einem künftigen vereinten Europa für hohe kulturelle Aufgaben zu prädestinieren, die es heute zum Teil bereits erfüllt.’ Franz Fuhrmann, Salzburgs bildende Kunst in europäischer Schau.

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"...Der Boden Salzburgs weist eine starke Assimilationskraft mit einem ausgesprochenen Zug zu Universalität und Synthese auf. Diese Tatsache scheint Salzburg in einem künftigen vereinten Europa für hohe kulturelle Aufgaben zu prädestinieren, die es heute zum Teil bereits erfüllt.’ Franz Fuhrmann, Salzburgs bildende Kunst in europäischer Schau.

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Salzburger Almanach, Dichtung, Kultur, Heimat. Otto Müller, Salzburg 1953.

Stadt und Land Salzburg haben nicht nur im Ausland einen guten Klang, sondern auch der Inländer, besonders der Wiener, kommt immer wieder gerne hierher. Neuerdings fährt der stets reiselustige Oesterreicher wieder häufig ins Ausland, weil „es auch nicht mehr kostet" und weil „man wieder einmal etwas Neues sehen will". Nun, was den Preis anbelangt, so trifft dies höchstens im Vergleich mit den Preisen der international berühmt gewordenen Fremdenverkehrsorte zu. Diese Plätze kennt natürlich auch jeder reisende Oesterreicher, aber „etwas Neues sehen" kann man in einer ganzen Reihe von Orten des Landes Salzburg, die nicht bloß durch prächtige, landschaftliche Szenerien entzücken, sondern die neben wirklich erschwinglichen, ja bescheidenen Preisen auch den Reiz der „Unentdecktheit" bieten, und diese Entdeckerfreude lockt immer wieder gerade den Oesterreicher und besonders den Wiener, wie man so oft feststellen kann.

Wenn man von Salzburg nach Innsbruck fährt, so fällt den meisten der Ort Werfen durch seine hochthronende Burg auf, aber die wenigsten wissen, daß man von der nächsten Haltestelle, Pfarrwerfen, mit dem Autobus mitten in eine Gebirgslandschaft von seltener Romantik und Majestät gelangt. Es ist der kleine Ort Werfenweng, Wenn wir ein paar Haltestellen weiter, in Bischofshofen, den Zug nach Radstadt—Graz besteigen, so brauchen wir nur zehn Kilometer fahren, um nach der neugebackenen Sommerfrische Hüttau und — zwei Kilometer weiter — nach dem lieblichen Sankt Martin im Lammertal zu gelangen, Orte, die sich ebensosehr durch Billigkeit wie durch unberührte Dornröschenschönheit auszeichnen. Etwa bekannter ist schon das nicht weit entfernte, prächtig am Fuße des Dachsteins gelegene Filzmoos, das mit Radstadt durch eine Autobuslinie verbunden ist. Radstadt selbst ist den Automobilisten wohlbekannt als Ausgangspunkt der Straße auf den Radstädter Tauernpaß. Die Hotels und Gasthöfe in den weiten Alm- und Bergregionen der Paßhöhe sind von den Schifahrern viel besucht, aber vielleicht noch schöner ist dieses Gebiet, wenn im Juni alle Hänge weithin übersät sind mit blühenden Alpenrosen. Ein Urlaubsaufenthalt in dieser Höhe von 1700 Meter bietet nicht nur ästhetische Reize, sondern auch die gesundheitsfördernde Wirkung einer intensiven Höhensonne. Dazu kommen noch drei kleine Badeseen mit einer Temperatur von 18 bis 20 Grad Celsius, zu welchen der Grünwaldkopflift hinaufführt.

Von der Paßhöhe senkt sich die Straße in den Lungau, der ebenfalls zu Unrecht ein wenig zu den Stiefkindern des Fremdenverkehrs zählt. Bemerkenswert ist, daß sämtliche Orte des Lungaues in einer Höhe von über 1000 Meter liegen: Mauterndorf mit seinem prächtigen Schloß, seiner Heilquelle und seinen ausgedehnten Nadelwäldern, Maria-Pfarr, berühmt durch seine kunstgeschichtlich interessante Kirche und seine Höchstzahl von jährlichen Sonnenstunden, St. Michael am Ausgangspunkt der Katschbergstraße nach Kärnten. Tamsweg ist der Hauptort des Lungaues, der infolge seiner zentralen Lage Ausflüge nach allen Richtungen erlaubt, wobei besonders das mittelalterliche Schloß Moosham erwähnt werden soll, das ein kostbares volkskundliches Museum des Lungaues enthält. Von Muhr aus erreicht man die romantisch im Hochgebirge gelegenen beiden Rotgüldenseen. Von Zederhaus gibt es einen Ueber- gang zu dem in einsamer Bergmajestät liegenden Tappenkarsee 1762 Meter. Von diesem steigt man ab zum Jägersee im Kleinarltal, der durch seinen Fisch- und Wildreichtum bekannt ist. Der Jägersee ist durch eine Autobuslinie mit dem gleichfalls vom Fremdenverkehr noch gar nicht berührten, lieblich romantischen Kleinari verbunden. Sommers und winters beliebt ist dagegen der schöne Nachbarort Wagrain, der von Sankt Johann im Pongau an der Innsbrucker Strecke aus zugänglich ist. Eben von dort zweigt auch das Nachbartal mit den noch sehr ursprünglichen Orten Großarl und Hüttschlag ab. Die höchst romantische Straße gewährt schaurig-schöne Tiefblicke in die Liechtensteinklamm. Sankt Johann benachbart liegen die wegen ihrer milden Luft bekannten Sommerfrischen Sankt Veit und Goldegg. Letzteres am Ufer eine kleinen, warmen Moorsees. Wenn wir weiter der Bahnlinie folgen, so sehen wir rechts die Straße nach dem verträumten Dienten abzweigen, während sich links das Rauriser Tal mit der gleichnamigen Ortschaft öffnet. Im Mittelalter reich durch den Goldbergbau, heute ein aufstrebender aber noch ländlich einfacher Urlaubsort.

Durch das nächste Paralleltal verläuft die international berühmte Großglocknerstraße. Bevor wir der Bahn, die hier nach Norden umbiegt, folgen, machen wir noch einen Blick nach Westen in den Oberpinzgau mit seinen rundlichen bis zu einer Höhe von 2000 Meter hinauf begrünten Bergen auf der rechten Talseite und den Gletscherriesen der Hohen Tauern zur Linken. Hier liegen als Tauernausgangspunkte und gleichzeitig Sommerfrischen die Orte Niedernsill, Uttendorf, Bramberg, Neukirchen, Wald und Krimml, wovon die drei Erstgenannten noch recht wenig bekannt sind. Kehren wir nunmehr zur Bahn zurück, so kommen wir an dem weit über Oesterreich hinaus gerühmten Zell am See vorbei nach dem stillen Maishofen mit der Straßenabzweigung nach dem ehr begehrten Schidorf Saalbach. Dann folgt Saalfelden mit dem reizend gelegenen Alm und chließlich der noch nicht genug gewürdigte Ort Leogang am Fuße der mächtigen Leoganger Steinberge. Von Saalfelden führt eine von Zell am See kommende Autobuslinie zurück nach Salzburg.

Auf dieser kleinen Rundfahrt durch das schöne Salzburger Land haben wir auswahlweise eine Anzahl von Orten kennengelernt, die Schönheit der Lage und Unberührtheit vom großen Fremdenverkehr mit einer auch für österreichische Einkommensverhältnisse erschwinglichen Preisgestaltung verbinden. In allen hier genannten Sommerfrischeorten kann man auch in der Hauptsaison Vollpension schon um 30 bis 40 S haben. In der Nebensaison liegen die Preise 10 bis 20 Prozent niedriger. Genaue Angaben finden sich in der kostenlosen Gaststättenliste des Landesverkehrsamtes in Salzburg.

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