2.jpg - © Foto: Privatsammlung, courtesy of HomeArt

Van Gogh und Monet als Vorbilder für Klimt

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Welche Einflüsse einst auf Gustav Klimt wirkten und damit den Nimbus des einsamen Genies konterkarieren, zeigt eine aktuelle Schau im Unteren Belvedere.

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Welche Einflüsse einst auf Gustav Klimt wirkten und damit den Nimbus des einsamen Genies konterkarieren, zeigt eine aktuelle Schau im Unteren Belvedere.

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„Klimt ist diesmal als Toorop verkleidet gekommen.“ Was sich wie eine lustige Anekdote aus der Faschingszeit anhört, ist in Wahrheit eine Äußerung von Maler und Kunstkritiker Adalbert Seligmann über Gustav Klimts „Beethovenfries“, die einen spannenden Punkt anspricht: Gerade jener Künstler, den viele als genuin-innovativen Schöpfer ansehen, hat sich zeitlebens Anregungen aus den Arbeiten internationaler Kolleginnen und Kollegen geholt.

Findet man im „Beethovenfries“ etwa Jan Toorop und Margaret Macdonald Mackintosh mit ihren entrückten Figuren und ornamentalen Körpern als Inspirationsquelle, so brachte die Auseinandersetzung Klimts mit Werken von Monet und Van Gogh einerseits neoimpressionistische Lichtstimmungen, andererseits starke Konturen und pastosen Farbauftrag in die Werke des Secessions-Mitbegründers ein. Auf Basis einer langjährigen Recherche des Belvedere und Van Gogh Museum Amsterdam zeigt das Untere Belvedere nun die Ausstellung „Klimt. Inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse ...“, die detailreich Aufschluss darüber gibt, wer für Klimt richtungsweisend war.

Das beginnt bei Lawrence Alma-Tadema, dessen klassische Schlichtheit für Klimts Anfangswerke Vorbild war. Nicht von ungefähr kämpfte Klimt durch seine Abspaltung vom Wiener Künstlerhaus um mehr internationalen Austausch, aus dem er sein Werk auch speiste: Er war hochinteressiert an dem, was an Strömungen aus dem Ausland kam. Reisen waren es einerseits, die ihn Werke von Kollegen kennenlernen ließen. Andererseits war es stets das Bestreben der Secessionisten, Arbeiten von jenen, deren Innovationsgeist sie sich verbunden fühlten, in ihre Ausstellungen nach Wien zu holen. „Schon seine Zeitgenossen erkannten, wie offensichtlich sein Werk von den modernsten Künstlern und Künstlerinnen seiner Zeit geprägt war, die er in den Ausstellungen der Secession, der Galerie Miethke und anderswo kennenlernte. Wir zeigen in prägnanten Vergleichen, wie Klimt mit treffsicherem Instinkt die künstlerischen Errungenschaften seiner Zeit für seine eigene Entwicklung nutzte“, hält Belvedere-Kurator Markus Fellinger fest.

Tatsächlich sind die Gegenüberstellungen sehr aufschlussreich: Da hängt Franz von Stucks „Die Sünde“ neben Klimts „Judith“ – und man sieht, wie die suggestive Sinnlichkeit beider sich ähnelt. Dort zeigt man Giovanni Segantini als Vorbild bei der Verwendung von Goldpulver. In einem eigenen Raum strahlen dem Besucher die entrückten Figuren von Margaret Macdonald Mackintosh und Jan Toorop entgegen. In den „Engelsgleichen“ der Britin lösen sich Körper in Formen und Ornamente auf – wie es Klimt dann auch, wohl nach dem Studium der Werke Macdonald Mackintoshs, in seinem „Beethovenfries“ machte. Märchenhaft entrückt wirken auch die „Wasserschlangen II“, deren Präsenz in der Ausstellung als Sensation gefeiert wird, wurde das Gemälde doch seit Jahrzehnten nicht in Wien präsentiert. Die speziellen Farbkompositionen eines James Abbott McNeill Whistler dürften Klimt ebenso beeindruckt haben, was er etwa im Porträt von Sonja Knips umsetzte.

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