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Verwirrung und Faszination bei Helmut Newton

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Das Kunstforum Wien zeigt den berühmten Fotografen Helmut Newton in einer umfassenden Retrospektive als Meister der Inszenierung.

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Das Kunstforum Wien zeigt den berühmten Fotografen Helmut Newton in einer umfassenden Retrospektive als Meister der Inszenierung.

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Ein Model, das vor einem Flugzeug die Landebahn entlangläuft, eines, das sichtlich beraubt wurde und neben einer durchwühlten Tasche auf dem Boden liegt, eines, das mit entblößter Brust die angespannten Muskeln des Oberarms präsentiert: Helmut Newton war stets ein Meister der Inszenierung. Wenn das Kunstforum Wien einem der berühmtesten Fotografen der letzten Jahrzehnte eine umfassende Retrospektive widmet, wird schnell offenbar, wie sehr er die Modefotografie revolutionierte. Nicht wie vor einem Kleiderprospekt fühlt man sich als Betrachter, sondern vielmehr wie in einem Kinofilm.

Tatsächlich waren Arbeiten von Alfred Hitchcock und François Truffaut, der amerikanische Film noir oder die „James Bond“-Filme, aber auch die Ästhetik einer Leni Riefenstahl Inspiration für ihn. Und selbst wenn man Helmut Newton vordergründig mit teils provokanten Aktbildern verbindet, zeigt die rund 300 Werke umfassende Ausstellung, die von Matthias Harder von der Helmut Newton Foundation in Berlin und von Evelyn Benesch vonseiten des Kunstforums Wien kuratiert wurde, dass er bei Weitem nicht auf diese zu reduzieren ist. Die Arbeiten reichen von frühen Modeaufnahmen über ikonische Nacktfotografien bis hin zu feinsinnig gestalteten Porträts von Prominenten seiner Zeit.

Surreale Erzählungen


Dabei habe er „der Mode früh ein Ambiente gegeben und die Kollektionen in Erzählungen eingebettet“, erklärt Kuratorin Evelyn Benesch. Und Kunstforum-Direktorin Ingried Brugger sagt: „Newton hat alles über den Haufen geworfen, was in der Modefotografie bis dahin gültig war. Auf diese Art und Weise generierte er eine völlig neue Aufmerksamkeit für Mode.“ Weniger wie Kleiderständer, sondern vielmehr wie Protagonistinnen einer oft surrealen Erzählung positionierte er seine Models, wenn er ab Anfang der 1960er Jahre für große Magazine wie Elle oder Vogue fotografierte. Seine Arbeiten sind präzise komponiert und fein ausgeleuchtet, Newton überließ nichts dem Zufall. Er kreierte teils verwirrende, teils auch absichtlich verstörende, oft mit Erotik spielende Situationen, jedenfalls aber welche, die Hingucker wurden – ob er nun sich selbst in dem zu bewerbenden Mantel neben einem Aktmodell positionierte, einen luxuriösen Ring neben einem tranchierten Huhn oder Models in den Straßen von Paris, in Stundenhotels oder im Dialog mit Grenzpolizisten. Ambivalenz trifft auf Eleganz, Luxus auf Exzentrik.

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