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Vom „Jungen Wilden” zum Gestalter sakraler Räume

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Sein Vater ist Südtiroler, seine Mutter Italienerin, sein Geburtsort ist Graz, sein Wohnort Los Angeles - und die Stadt Salzburg ist zur Zeit eine wichtige Wirkstätte des 1952 geborenen Künstlers Hubert Schmalix: Der Altarraum der Salzburger Stadtpfarrkirche St. Paul, das Fresko im Schüttkasten der Festspiele und eine Ausstellung im Dommuseum sind repräsentativ für die jüngste Phase im Schaffen des Künstlers.

Von 1971 bis 1976 studierte Hubert Schmalix Graphik an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Maria Lassnig gehörte zu jenen österreichischen Künstlern, die Schmalix, der in den frühen achtziger Jahren zu den „Jungen Wilden” gezählt wurde, beeinflußt haben. 1987 übersiedelte Schmalix nach Los Angeles.

Ein wichtiger Einschnitt war das Jahr 1983 mit der Ausstellung „New Art” in der Täte Gallery in London: In dieser Gesamtschau moderner Kunst stellten neben Schmalix Künstler wie Brus oder Kocherscheidt aus. Die Biennale Istanbul im Jahr 1989 war ein weiterer Meilenstein für seine internationale Karriere. Vor zwei Jahren präsentierte das Wiener Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig im Palais Liechtenstein das Werk von Hubert Schmalix in einer Einzel-ausstellung. Die Altarrückwand der Nikolauskirche in Dornbirn-Schoren ist sein erstes großes Werk sakraler Kunst: Schmalix stellte in den Kontext eines Schöpfungs- und Auferstehungshymnus das Bild eines jugendlichen Christus Jesus. Die Ausseinandersetzung mit einem sakralen Raum fand in Salzburg eine Fortsetzung: Am 30. Juni dieses Jahres wurde in Salzburg die neue Stadtpfarrkirche St. Paul geweiht. Die Gestaltung des Altarraumes wurde nach einem Wettbewerb, ausgeschrieben von der „Galerie 5020”, Hubert Schmalix anvertraut.

Schmalix hatte sich für seinen Entwurf in die biblische Person des Paulus, des Patrons der Pfarrkirche, vertieft — und seine künstlerische Konzeption ganz in das Zeichen der Entwicklung des streitbaren Gottsuchers gestellt: Das große Wandfresko (18 Meter mal 6,5 Meter), gegliedert in fünf thematische Einheiten (von rechts nach links zu lesen), trägt den Titel „Weg des Paulus”:

Aus einem dramatisch rot gewölkten Inferno tritt die starre, von den Zwängen seines verbissenen Kampfes eingeengte Figur des Saulus. Das zentrale Bild, ein hellgelbes Lichtfeld, durchzogen von weiß-gelben Strahlen, symbolisiert das Damaskuserlebnis. Aus ihm geht der zum Paulus befreite Saulus hervor: mit gelöstem Gesichtsausdruck und natürlich entspannter Haltung, den Blick in die Zukunft gerichtet. Der letzte Abschnitt des Feskos zeigt eine stilisierte Küstenlandschaft - ein Ausblick auf die Missionsreisen des Paulus.

Im Virgil-Oratorium des Salzburger Dommuseums sind noch bis 27. Oktober (geöffnet täglich von 10 bis 17 Uhr) Schmalix' Entwürfe für den „Weg des Paulus” zu sehen. Faszinierend zu beobachten ist die Entwicklung zu immer größerer formaler Einfachheit und Klarheit. Der Vergleich etwa beim Blättern im Katalog mit jenen Stilleben, die beim Steirischen Herbst 1978 im Grazer Joanneum ausgestellt waren, ist verblüffend: bei aller Abstraktion strotzen diese frühen Arbeiten mit ihren reinen Farben von pulsierender Beweglichkeit. Die klare Gegenständlichkeit des Paulus-Freskos dagegen drückt eine ruhige, konsequente Geradlinigkeit, eine innere Ruhe aus, die auch auf die Betrachter einwirkt.

Im Dommusum sind weiters Probeabgüsse der bronzenen Apostelköpfe zu sehen, die in den Nischen des Altares und des Arnbo der Pfarrkirche St. Paul (beide aus rosarot durchfärb-tem Beton gegossen) ihren Platz fanden. Hubert Schmalix schuf für die kleine Schau im Virgiloratorium einen Siebdruck in limitierter Auflage von 100 Stück, der um 800,- Schilling im Dommuseum erworben werden kann.

Eine weitere Station auf dem Salzburger „Weg des Schmalix” ist der neu adaptierte „Schüttkasten” der Salzburger Festspiele am Herbert-von-Karajan-Platz: über zwei Stockwerke erstreckt sich das gewaltige Fresko mit der Darstellung des Orfe-us-Euridike-Themas. Die Arbeit ist so monumental, daß sie von keinem Punkt im Raum als Ganzes überblickt werden kann.

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