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Vom Schachspiel bis Tina Blau
Die Umbauarbeiten im Palais Eskeles sind fast abgeschlossen, der Wiedereröffnung am 29. Februar 1996 steht nichts mehr im Wege. Das Konzept der beiden Architekten Gregor Eichinger und Christian Knechtl, das die Ausstellungsfläche um fast 25 Prozent erweiterte (auf 1.400 Quadratmeter), kann sich sehen lassen: Zentrales gestalterisches Element ist die großzügige gläserne Überdachung des Veranstaltungsraumes, der im Erdgeschoß liegt. Dort werden unter anderem die Sammlung Max Berger im Rahmen der ständigen Ausstellung und eine permanente Installation der New Yorker Künstlerin Nancy Spero zu sehen sein. Diese Überdachung reicht bis in den zweiten Stock, für den Museumsbesucher entsteht so ein großzügiges Raumgefühl.
Die historische Bausubstanz des Gebäudes wurde von den Architekten äußerst schonend behandelt; unter strertger Berücksichtigung des Denkmalschutzes wurde nur dort baulich eingegriffen, wo die museologischen Bedürfnisse und die technische Nutzbarkeit dies erforderten. Julius Schöps, der Direktor des Jüdischen Museums, dazu: „Bis jetzt war das Jüdische Museum sozusagen ein Provisorium. Erst jetzt wird das Haus den Bedürfnissen gerecht. Damit kann die lang geplante Dauerausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich werden!". Überaus erfreut, zeigt sich Schöps über die Neugestaltung des Daches: „Wenn man so will, soll es eine Art Wahrzeichen des Museums werden. Man^muß versuchen, eine positive Verbindung zwischen Alt und Modern zu finden. Ich denke, daß es gelungen ist, hier ein Zeichen zu setzen. Weder was die Finanzierung, noch was den Zeitplan betrifft, mußten wir überziehen. Mit einem Wort: Wir können zufrieden sein!"
Mit seinem Programm wird das Jüdische Museum der Stadt Wien, das mit seinen Beständen das größte Museum seiner Art in Europa ist, den bisher eingeschlagenen Weg fortsetzen: Nach wie vor wird für Wechselausstellungen der erste Stock zur Verfügung stehen, hier wird anläßlich der Wiedereröffnung die Fotoausstellung „Heute in Wien. Fotografien zur jüdischen Gegenwart" von Harry Weber gezeigt (bis 14. April), darauf folgt eine äußerst interessante Dokumentation über das Schachspiel mit dem Titel „Das Lied der Vernunft" (3. Mai bis 30. Juni) und eine umfassende Retrospektive der Malerin Tina Blau, einer der bedeutendsten Künstlerinnen des ausgehenden 19. Jahrhunderts (12. Juli bis 8. September). Direktor Julius Schöps möchte beginnend mit Tina Blau eine Serie von Malerinnenporträts bringen, „da Österreichs bildende Künstlerinnen nach wie vor im Schatten ihrer männlichen Kollegen stehen". Anläßlich des hundertsten Jahrestages des Erscheinens von Theodor Herzls „Der Judenstaat" bereitet das Museum für die Zeit ab dem 20. September eine Schau zum The-mea „Jüdische Identität in der Moderne" vor, für die ein Teil von Herzls Wohnungseinrichtung aus dem Museum in Jerusalem nach Wien gebracht werden soll.
Die oben erwähnte ständige Ausstellung zur Geschichte des österreichischen Judentums wird im zweiten Stock des Palais Eskeles zu sehen sein. In 21 Themenbereichen gegliedert, werden alle wesentlichen politischen, sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Aspekte österreichisch-jüdischer Geschichte behandelt. Die Schau geht von den traditionellen Präsentationsmethoden durch Objekte ab und wird mit Hilfe künstlerischer Techniken neue Wege der Vermittlung beschreiben. Temporäre Begleitausstellungen zu verschiedenen Themen werden sie ergänzen.
Im dritten, bislang für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Stockwerk wird die Studiensammlung des Museums Platz finden, in nächster Zukunft soll auch die Foto- und Graphiksammlung Studierenden zugänglich gemacht werden.
Öffnungszeiten des Museums in der Dorotheergasse 11: So bis Fr von 10 bis 18 Uhr, Do von 10 bis 21 Uhr. Kostenlose Führungen 11 und 15 Uhr, 19 Uhr. Am Sonntag, den 3. März, lädt das Jüdische Museum bei freiem Eintritt zu einem „Tag der offenen Tür" ein.
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