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Von Boeckl bis Pongratz

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Während der Wiener Festwochen bis zum 23. Juni hat die „Galerie nächst St. Stephan“ eine besonders schöne, ja einmalige Ausstellung zu bieten. In ihren Räumen sind in dieser Zeit fast hundert Aktzeichnungen von Herbert Boeckl aus den Jahren 1919 bis 1922 ausgestellt, die bis auf wenige Ausnahmen alle verkäuflich sind. Was Boeckls Zeichnungen dieser Zeit bereits von seinen Zeitgenossen unterscheidet, ist bei aller gelegentlichen expressiven Kühnheit sein subtiles Gefühl für Form und Raum, die Suche nach plastischen Werten in der Darstellung und eine Zartheit der Empfindung, die sich mit stärkerer sinnlicher Konkretheit verbindet. Manche Blätter sind frei und unmittelbar niedergeschrieben, in anderen wieder wurden die Körper mit Strichlagen und Wischern energisch und großzügig modelliert, wieder in anderen geht das zarte rhythmische Lineament der Kohlenstriche den tektonischen Verspan-nungen der Form mit geradezu tänzerischem Elan nach. Unter all diesen Zeichnungen ist kaum ein schwaches Blatit zu finden, so sehr strahlen sie Leben und spirituelle Energie aus; viele sind Meisterwerke der österreichischem, ja der europäischen Zeichenkunst. In der Wiener Secession ist eine ambitiöse internationale Ausstellung unter dem Titel „Bilder“ zu sehen, die das Schaffen österreichischer Maler mit gleichlaufenden Tendenzen des Auslandes konfrontiert. Sie bietet den Anblick des Schlachtfeldes der zeitgenössischen Malerei auf dem allen Proklamationen und Voraussagen zum Trotz die Figura-tion in allen Gestalten wieder dominiert. Sie tut es allerdings nicht im Sinne von neuen Lösungen des Verhältnisses von Form und Raum, sondern im Rückgriff auf Ideen, die schon vor dem zweiten Weltkrieg bekannt waren. Ihre Spannweite reicht dabei vom „Spülbecken-Realismus“ und einer pseudoneuen Sachlichkeit bis zu den Manifestationen der Antikunst im Gefolge des Dada und des Surrealismus.

Die Exponate im einzelnen zu würdigen übersteigt bei weitem leider den Rahmen dieses Referates. Es sei nur darauf hingewiesen, daß sich die Arbeiten der Österreicher neben ihren ausländischen Kollegen, die allerdings nur in seltenen Fällen zur ersten Garnitur gehören und keineswegs durch Meisterwerke vertreten sind, nicht nur halten, sondern auch behaupten und daß die durchaus sehenswerte und verdienstvolle Ausstellung einen enthüllenden Einblick in die Krisensituation der Malerie der Gegenwart gibt. In der Orangerie in Eisenstadt wurde der 75. Geburtstag von Professor Rudolf Klaudus durch die Eröffnung einer Kollektion von Bildern und Zeichnungen des Jubilars gefeiert, der eine Ausstellung von Plastiken Rudolf Kedls und Bildern und Graphiken von Wolfgang Ba-minger, Sr. Elfriede EM, Christine Elefant-Kedl, Peter Pongratz, Rudolf Richly und Feri Zotter angegliedert ist. Unter den Landschaften von Klaudus, die in der Nachfolge des Expressionismus stehen, verdichtet sich in Bildern wie „Blaues Haus“, „Mein Atelier“, „Vorstadt“, „Fahles Haus im Garten“ und „Wächterhaus“ das malerische Erlebnis am stärksten, bei Kedl beeindrucken besonders die aus Serpentin geschliffenen Figuren, bei Feri Zotter der Gobelin und das „Blumenarragement“, während bei Wolfgang Baminger die Zeichnungen und eine Lithographie sowie zwei Aquarelle, bei Schwester Ettl der „Verschneite Garten“ und „Großhöflein“, bei Richly die Landschaft „Ostfrankreich“ und das „Stilleben“, bei Elfriede Elefant-Kedl einige Zeichnungen (nicht die Köpfe) und bei Peter Pongratz der Ubergang zu einer dichteren gobelinartigen Struktur hervorzuheben sind. In den Räumen der K. A. V. Baju-varia waren Ölbilder und Radierungen von Brigitte Simlinger zu sehen, sehr lyrische, schwebende Formspannungen, die besonders in den farbigen Radierungen große Gelöstheit, technisches Raffinement und Sensibilität zeigten.

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