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Von Pius XII. zu Johannes XXIII.

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SEDISVAKANZ. Von Leonard von Matt. Begleitender Text von Burkhart Schneider SJ. Sammlung ROMA im Verlag Albrecht Dürer, Wien. 56 Seiten, 91 Abbildungen. Preis 98 S.

Wenige Monate nur trennen uns von dem Tag, da Pius XII. in die Ewigkeit abberufen wurde. Wenige Monate nur trennen uns von dem Tag, da das Konklave begann. Wenige Monate nur sind vergangen, seit Kardinal Canali Rom und der Welt verkündete, daß Pius XII. einen Nachfolger in der Person Papst Johannes’ XXIII. gefunden habe. Wenige Monate erst sind vergangen, da der neue Papst feierlich im Petersdom gekrönt wurde. Wenige Monate erst sind seit jenen Tagen vergangen, die die Welt in Atem hielten, und doch beginnt bereits die Erinnerung an sie zu verblassen, angesichts der ständigen neuen Ereignisse, die auf den Menschen von heute hereinstürzen.

Leonard von Matt, der berühmte Schweizer Photograph, dieser große Künstler unter den Meistern der Kamera, hat durch seinen neuesten Photoband „Sedisvakanz” Sorge dafür getragen, daß die Erinnerung an diese Tage nicht verblassen w;rd. An Hand seiner Bilder kann der Betrachter dieses Buches nochmals die Stunden vom Sterben Pius’ X’I. bis zur Krönung Johannes’ XXIII. miterleben. Dirses Buch will aber noch mehr geben als eine Cfironik jener Tage im Oktober und November 1958. Denn die Darstellung jenes Zeitraumes im Bild ist für Matt auch die Basis, um der Welt zu zeigen, was denn alles zu geschehen hat, wenn ein Papst stirbt und ein neuer zu wählen ist. Welch prachtvolle, welch erhabene Bilder zeigt sein Buch über diese Geschehnisse. Da ruht der einbalsamierte Leichnam des toten Papstes vor dem Hochaltar der Peterskirche, umgeben von den Garden und den Trauernden in erhabener Majestät. Da durchschreitet der Camerlengo, der Interimsregent, angetan mit den Zeichen seiner Würde, die Gänge des Vatikans. Da gibt die vatikanische Postverwaltung eigene Marken ohne Tiara heraus, und das Münzamt prägt Münzen mit dem Wappen des Camerlengos. Da sieht man die eigenartige Versiegelung der Privatwohnung des verstorbenen Papstes und der Konklavetüren; die zugemauerten Eingänge, die Küche des Konklaves, die Thronsessel der Kardinale in der Sixtina; die Stimmzettel, die Kelche, in denen sie gesammelt und gezählt werden; den kleinen Ofen, aus dessen Rauchfang den Anwesenden am Petersplatz das Zeichen gegeben wird, ob ein Wahlgang erfolgreich war oder nicht; die Verkündigung des neuen Papstes, sein erster Segen; die Demolietung der Mauern, die das Konklave abschlossen; die Krönungsmesse; die Huldigung der Kardinale; der Segen des gekrönten Papstes vom Balkon der Peterskirche.

Es ist unmöglich, alle 80 Bilder des Bandes aufzuzählen, unmöglich, ihre Schönheit und Würde genügend zu rühmen. Der Begleittext aus der Feder von Professor Schneider SJ. von der Gregoriana gibt nicht nur eine Erklärung der Bilder, sondern auch einen Ueberblick über die geschichtliche Entwicklung der Papstwahl von den Anfängen bis zum heute geltenden Recht.

Leonard von Matt, der Schöpfer der Bildbände über die Peterskirche, über die Kunst im Vatikan, über den heiligen Ignatius, die heilige Bernadette, den heiligen Dominikus und anderer Bände, hat mit dem Buch „Sedisvakanz” seinen Meisterwerken ein neues hinzugefügt.

VON PIUS XII. ZU JOHANNES XXIII. Von Erich Klausener. Mit einem Geleitwort von Kardinal Döpfner. Morus-Verlag, Berlin. 112 Seiten, 32 Abbildungen. Preis 2.90 DM. — HIRTE DER VÖLKER. Von Pius XII. zu Johannes XXIII. Verlag Otto Walter, Olten. 96 Seiten mit 100 Abbildungen. Preis 3.80 sfr.

Zwei kleine Bände, die die Erinnerung an die Zeit zwischen dem Tod des Pacelli-Papstes und der Wahl des Roncalii-Papstes für weitere Kreise aufrechterhalten wollen, gaben der Morus-Verlag in Berlin und der Walter-Verlag in Olten heraus. Die Stärke des kleinen Buches von Klausener ist, daß es vor allem auch eine genaue Chronik der letzten Tage Pius XII. und eine kurze Lebensbeschreibung des neuen Papstes von seiner Kindheit bis zu seiner Berufung auf den Stuhl Petri gibt. — Der kleine Band aus dem Walter-Verlag enthält eine Sammlung von Photos über das Leben Eugenio Pacellis, ferner Photos über die Vorbereitungen zum Konklave und eine Reihe von Bildern aus dem Leben des jetzigen Papstes.

Beide Bändchen erheben keine großen Ansprüche, weshalb es ungerecht wäre, an sie zu hohe Maßstäbe anzulegen. Beide aber erfüllen ihren Zweck, den Leser rasch über den verstorbenen und den regierenden Papst sowie über das Konklave in Wort und Bild zu informieren.

JOHANNES XXIII. Das Leben des neuen Papstes. Von Andrea Lazzarini. Verlag Herder, Wien. 175 Seiten, 25 Abbildungen.

Angelo Roncalli stand längst nicht so im Schein werferlicht der Oeffentlichkeit Wie einst Eügenlo Pacelli. Als er deshalb zum Papst gewählt wurde, war er nur wenigen ein Begriff und noch wenigeren eine profilierte Persönlichkeit. Die Neugierde, etwas über den neuen Träger der Tiara zu erfahren, war deshalb größer als bei früheren Päpsten. Andrea Lazzarini, Redakteur am „Osservatore”, wußte um diese Neugierde und machte mit seiner fix verfaßten Biographie, die gleichzeitig in fünf Sprachen erschien, das Rennen um die Stillung dieser Neugier. Ein epochemachendes Werk über den neuen Papst konnte der Verfasser in dieser kurzen Zeit natürlich nicht schaffen. Abgr er gab doch mit seiner Studie die erste größere, brauchbare Darstellung des Lebens Angelo Roncallis von seiner Geburt bis zu seiner Wahl zum Papst, Interessant ist besonders das Kapitel über die ersten Jahre seines Priestertums, das einen guten Einblick in die religiöse, politische und soziale Situation Italiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts gibt. Interessant ist auch das Kapitel über die Tätigkeit Papst Johannes’ XX11I. als Nuntius in dem Frankreich nach 1944, das verständlich macht, warum (was durch eine Indiskretion vor dem Konklave bekannt wurde) die französischen Kardinale dem Patriarchen von Venedig ihre Stimme gaben. Eine Reihe von schönen Bildern ergänzt die Biographie.

FERDINAND SCHMUTZER. Der Radierer und Maler. Von Christian Ludwig Auer. Verlag Brüder Rosenbaum, Wien. 96 Seiten, mit 36 Schwarz- und 4 Farbtafeln. Preis 185 S.

Der Wiener Verlag Brüder Rosenbaum kann für sich das Verdienst in Anspruch nehmen, die Wiener Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts durch eine Reihe von Publikationen weiten Kreisen bekannt gemacht zu haben. Nun legt der Verlag — nach den bisherigen Veröffentlichungen über Alt, Romako, Laske, Thöny und Wotruba — ein Werk über Ferdinand Schmutzer vor, dessen Todestag sich am 26. Oktober 1958 zum dreißigsten Male jährte. Den einleitenden Text zu dem vorbildlich ausgestatteten Buch schrieb Prof. Auer, der diesjährige Rektor der Wiener Akademie für bildende Kunst, ein ehemaliger Schüler des Meisters.

Ferdinand Schmutzer ist der heutigen Welt, soweit sie sich seiner außerhalb Oesterreichs überhaupt erinnert, als einer der besten und großartigsten Radierer bekannt, dessen Porträtradierungen vor allem unübertroffen sind. Schmutzer war aber darüber hinaus auch ein bedeutender Meister auf dem Gebiet des Oelbildes, des Aquarells, der Kreide- und Bleistiftzeichnungen. (Daß er auch ein hervorragender Lehrer war, sei nur am Rande bemerkt.)

Das Buch von Prof Auer gibt einen sehr, guten Durchschnitt durch das Gesamtkönnen Schmutzers. Aber auch die vorliegende Auswahl zeigt, daß die Porträtradierungen die eigentliche Stärke des Meisters waren, der übrigens aus einer alten Wiener Kupferstecherfamilie stammte. Freilich — der beschränkte Raum hat den Herausgeber dazu gezwungen, nur eine kleine Anzahl aus der fast unübersehbaren Jüille dieser Radierungen zu bringen. Din veröffentlichten Porträts von Richard Strauss, Hugo Wolf, Sigmund Freud, Albert Einstein, Arnold Rose, Pablo Casals, Paul Heyse, Josef Kainz usw. demonstrieren aber doch in genügender Weise die große Kunst des Meisters auf diesem Gebiet; und lassen außerdem im Betrachter die wehmütige Erkenntnis aufsteigen, daß die Zeit, in der Schmutzer lebte, daß insbesondere das Wien dieser Zeit über bedeutende Köpfe in jeder Weise verfügte. Was sich leider grundsätzlich geändert hat,.

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