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Gerhard Richters Druckgrafik und Foto-Editionen werde im Salzburger Rupertinum erstmals in Österreich gezeigt.

Als virtuoser Widerspruchsgeist ist Gerhard Richter, erfolgreichster deutscher Maler der Gegenwart, immer wieder bezeichnet worden. Seine Gemälde hängen in den namhaftesten Museen, sind somit auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Weniger Beachtung fand hingegen jener Teil seines Werkes, der Druckgrafiken, Fotoeditionen und Künstlerbücher umfasst und der konzeptionell eng mit seinem malerischen Ruvre verbunden ist. Erstmals seit 1993 widmet sich europaweit wieder eine Ausstellung diesem Bereich; es ist zugleich die erste in Österreich. Die vom Kunstmuseum Bonn erarbeitete Schau ist auf ihrer letzten Station nun in Salzburg zu sehen.

Erstmals in Österreich

Rund 200 Blätter aus dem Zeitraum zwischen 1965 und 2004, begleitet von einem Catalogue Raisonné (Hg. Hubertus Butin und Stefan Gronert), geben einen ausgezeichneten Einblick in Richters unermüdliches Kreisen um die Spannung zwischen realem Bild und Abbild. In Auseinandersetzung mit dem Phänomen der in allen Medien präsenten Bildwelten hat Richter (geb. 1932 in Dresden, 1961 nach Düsseldorf übersiedelt) sich seit den 1960er Jahren mit Formen der künstlerischen Umsetzung beschäftigt. In seinem damals begonnenen "Atlas" (München, Lenbachhaus) entstand nach und nach ein Fundus von mehr als 5.000 Fotos, Skizzen und Collagen, die als "Bildfindungen" zwischengelagert, oft noch nach Jahren motivisch in seine Malerei Eingang finden. Richter, der das Malen als künstlerische Ausdrucksmöglichkeit nie in Frage gestellt hat, bedient sich klassischer Bildgattungen wie Porträt und Stillleben, Landschaft, See- und Wolkenbilder. Hier findet er kongeniale Themen, um seine Zweifel an der Darstellbarkeit des Realen zu formulieren. Aber auch die Abstraktion bietet ihm die Möglichkeit, das Malen an sich sowie Oberflächenstrukturen von Gemälden ("128 Fotos von einem Bild") zum bildnerischen Motiv zu erheben.

Das Bild eines Bildes

Das Medium der Fotografie, vom Künstler selbst als "Anti-Grafik" bezeichnet, dient ihm als Vorlage für seine Gemälde. Diese wiederum dienen als Vorlage für eine in Größe, Schärfe und Farbgebung, leicht veränderte Fotoedition. Werden solche Arbeiten mit glänzendem Lack behandelt, gerahmt und verglast, entsteht der perfekte Eindruck eines Gemäldes.

Sachliche Distanziertheit und Unschärfe, dem "Mitreißen" im Film vergleichbar, bestimmen seine Druckgrafiken (Offset-, Sieb-, Lichtdruck), die jede künstlerische Handschrift ausschließen.

Die Ausstellung folgt weitgehend einer thematischen bzw. chronologischen Entwicklung, die Richters Experimentieren mit den Möglichkeiten moderner Drucktechniken vorführt.

Eine der frühsten Arbeiten ist der "Hund" (1965), ein Siebdruck nach einem Foto aus einem Familienalbum; die noch feuchte Druckfarbe ist mit dem Rakel verwischt, die dadurch entstandene Unschärfe entspricht malerischen Valeurs eines Gemäldes. In "Elisabeth" sind nach Zeitungsabbildungen der Britischen Königin durch versetzten Offsetdruck die gefürchteten Moiré-Muster bewusst herbeigeführt: das allgemein bekannte Bild ist bis an die Grenze der Wiedererkennbarkeit aufgelöst. Mit "Betty" wird die traditionelle Gattung Porträt zu einer Rückansicht umgedeutet; das reale Bild seiner Tochter erfährt in vier medialen Schritten (Foto, Gemälde, Foto, Offsetdruck) subtile Veränderungen. Dem berühmten Gemälde "Ema (Akt auf einer Treppe)" - eine Antwort auf Marcel Duchamps Ikone "Nu descendant un Escalier" von 1912 - liegt eine eigene Fotografie seiner ersten Frau Ema zugrunde. Dem Ölbild folgt eine aufwändige Cibachrome-Fotografie, die, gerahmt und verglast, den Anspruch eines Originals erhebt. Hier wünschte man sich die gemalte Fassung (Museum Ludwig, Köln) zum Vergleich, die aus konservatorischen Gründen nicht entliehen werden konnte.

Spiel mit Variationen

Mit "Wahrnehmung und Täuschung" experimentiert der Künstler etwa in der (vorgetäuschten) Abbildung in einer Zeitung, in seinen Meer- und Wolkenbildern, in seinen Stillleben ("Blattecke"). Das raffinierte Spiel mit in vielfachen Variationen fotografierten Gemälden belegen die Serien "Kerzen" oder "Orchideen". Aber auch in seinen Natur- und Stadtlandschaften stellt sich immer wieder neu die Frage: Was ist das Original, was ist real, was authentisch? Seit Jahrzehnten beleuchtet Richter diese Thematik nach unterschiedlichen Prinzipien. Wie in einer Fuge, so der Kritiker Jörg Häntzschel, werden Themen und Techniken eingeführt, kehren verwandelt zurück und gehen doch nie verloren.

Gerhard Richter in Salzburg ist eine Premiere, die man nicht versäumen sollte!

Gerhard Richter: Printed!

Druckgrafik, Foto-Editionen,

Künstlerbücher

Museum der Moderne Salzburg

Rupertinum, Wiener Philharmonikergasse 9, 5020 Salzburg

www.museumdermoderne.at

Bis 16.10. Di-So 10-18, Mi 10-21 Uhr Während der Festspiele

auch Mo 10 -18 Uhr

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