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Wege zur Form

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Nausica Pastra ist eine junge griechische Bildhauerin, die seit 1957 in Österreirh lebt und fünf Jahre bei Professor Wotruba studierte. Ihre Ausstellung in der Galerie Würthle zeigt eine vielversprechende Begabung, die sich in zielstrebiger Arbeit konsequent entwickelt. Das ist schon an Hand der Abzeichnungen festzustellen, bei denen aus anfänglicher Befangenheit ab 1960 eine Sparsamkeit der Mittel entsteht, die imstande ist — manchmal mit Grazie —, ein beträchtliches Maß an Räumlichkeit und vor allem an sinnlichem Reiz zu suggerieren. Die subtile Sensibilität, die sich in den Zeichnungen kundtut und auch die Plastiken, bei aller Freiheit, mit der — bei einer Frau so seltenen — sinnlichen Aura umgibt, ist weniger konstruktiv-formaler als emotioneÜ-spontaner Natur. Das zeigt sich auch in ihrem Verhältnis zur Bewegung, das in den Figuren zum Ausdruck kommt. Sie wird impressionistisch, dynamisch als Ausschnitt eines Prozesse« erfaßt und nicht klassisch-synthetisch als jener Moment, der Vergangenheit und Zukunft in sich birgt. Das Empfinden für Elementares ist ohne Zweifel stark vorhanden und die künstlerische Sensibilität ebenfalls. Gelänge es Nausica Pastra, rhythmisch noch stärker zu akzentuieren, die vorhandenen plastischen Werte stärker auszuformen und mit dem Raum zu verbinden und den rein ästhetischen Begriff des Torsos z. B. zugunsten einer Ganzheit zu überwinden, so müßte sie bei ihrem großen und sympathischen Talent zu bedeutenden Ergebnissen kommen. Die Gefahr der die Formen nur oberflächlich gliedernden Kan-neluren — die leicht zu einem persönlichen Manierismus werden könnten — müßte dabei überwunden werden.

Dominik Rebhan, 1929 geboren, der in der Galerie „Junge Generation“ am Börseplatz Bilder, Aquarelle und Graphiken zeigt, ist ohne Zweifel ebenfalls begabt. Nur scheint hier das Talent doch mehr in Richtung auf das Dekorative zu hegen. Die Aquarelle verraten lebhafte emotionelle Empfindung und farbige Spannweite, lassen aber formale Präzision leider vermissen. So — in süßer Ungewißheit — dürfte kein Erlebnis schweben bleiben: es bedarf der Formulierung. 'Gerade die Jazzmusik müßte Rebhan darauf aufmerksam machen. Von den Ölbildern hat „Stromboli“, vielleicht durch das sprödere Material, Rebhan mehr abverlangt. Den Illustrationen der „Haikus nach 1945“ fehlt die kongeniale Form. Ihrer asketischen Einfachheit könnte nur eine ebensolche der bildnerischen Mittel und nicht die kleinteilige

Strichseligkeit „österreichischer“ Graphik entsprechen. Trotzdem trifft man hier eine Begabung, die, bei gesteigerter Disziplin und der Formulierung einer künstlerischen Anschauung, zu interessanten Leistungen fähig wäre.

Marias Spescha ist 192? in Trun (Graubünden) geboren. In der Ausstellung „Junge Schweizer Maler“, die im vorigen Jahr im Künstlerhaus stattfand, fiel er bereits durch die von seinen großen dekorativen Flächen ausgehende Poesie auf. Die ihm gewidmete Ausstellung in der „Galerie im Griechenbeitl“ bestätigt und erweitert diesen Eindruck. Keineswegs ist Spescha ein Neuerer in der saisonbedingten Mode „heutiger Malerei“. Er geht auf der nun bereits ausgewalzten Straße, die, aus Deutschland kommend, von Amerika ihre eigentlichen — vor allem kommerziellen — Impulse erhielt, und seine Bilder haben manche« von Motherwell, Rothko, mit mehr als einem Soupcon von Scott. Sein Formvokabular ist keineswegs ausgedehnt und von Komposition ist kaum zu sprechen, da sie «ich auf rudimentäre, schweizerisch-gelassene Gestik beschränkt. Und doch gibt die weise Zurückhaltung in der Farbigkeit und die Reduktion auf primitive Richtungen auf der Hache den Leinwänden mehr Echtheit als sie ähnliche lokale Produkte aufzuweisen haben, eine gewisse Würde, Empfindung und sogar Ansätze zum Raffinement. Die Ölmalereien auf Papier haben größere Lebendigkeit als die großen Leinwände, wenn auch weniger Wandlungsfähigkeit, ihre Ausdehnung ist eher begründet,

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