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Deutschlands größter Museumsneubau, die Pinakothek der Moderne in München, stellt die Kunst des 20. Jahrhunderts vor.

Jetzt gibt es sie endlich: die Pinakothek der Moderne in München, den lang ersehnten Museumsbau für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts - ein "bürgerliches" Museum in unmittelbarer Nachbarschaft zu Alter und Neuer Pinakothek, zu Leo von Klenzes "Grande Dame" und zum Neubau von 1981 auf dem Gelände des gleichfalls von König Ludwig I. damals als Sammlung für Gegenwartskunst errichteten Museums.

Sensibel hat der Münchner Architekt Stephan Braunfels seinen Bau auf dem Gelände der ehemaligen Türkenkaserne ausgerichtet und konzipiert. Zurückhaltung, aber nicht Bescheidenheit definiert den rechteckigen Baukörper, der sich an der nördlichen Langseite zur Alten Pinakothek hin, im Süden in Richtung Innenstadt leicht und filigran öffnet durch hohe Säulen, zurückgesetzte Glasfronten und markant gestaltete Flugdächer, nur wenig überragt vom Tambour der zentralen Rotunde. Erst im Inneren entfaltet die Architektur ihre ganze Kraft und Eigenwilligkeit. In der Rotunde inszeniert die Architektur sich um ihrer selbst willen, hier spielt sie mit dem Licht, das die Verstrebungen der Kuppel auf den sandfarbenen Terrazzoboden, auf die leuchtend weißen Pfeiler oder auf die konvexen Wände des Lichtschachtes zeichnet. Die Rotunde ist das Herzstück, ein Forum und durchaus orientiert an historischen Vorbildern.

Von hier aus führen in diagonaler Achse trichterförmig sich weitende Treppenläufe nach oben und nach unten, geben dem Bau seine kompositorische Ausrichtung. Wohin der Besucher auch geht, stets ergeben sich neue, überraschende Durchblicke und Sichtachsen, jedoch frei von Effekthascherei. Der eigentliche Ausstellungsbereich wird bestimmt von der Konzeption, vier jeweils selbstständige Sammlungsbereiche unter einem Dach zu vereinen. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, Skulpturen, Architekturmodelle, Fotografien, Videoinstallationen und Designobjekte ergeben eine facettenreiche Gesamtschau über die künstlerischen und formalästhetischen Positionen des 20. Jahrhunderts. Auf 12.000 m2 präsentieren die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, das Architekturmuseum der Technischen Universität, Die Neue Sammlung / Staatliches Museum für Angewandte Kunst und die Staatliche Graphische Sammlung erstmals ihre Schätze, die bisher nur in einer Auswahl, zeitlich begrenzt oder überhaupt noch nie zu sehen waren.

In einem kleinen, temporären Vorspiel "Raum-Bilder: Entwürfe, Prospekte, Illusionen" übt man zunächst "vier-händig" mit Stichen, Zeichnungen, Entwürfen und Fotografien.

Mit "Konstruktion und Raum in der Architektur des 20. Jahrhunderts" präsentiert das Architekturmuseum eine erste Auswahl aus seinen hundertausenden Zeichnungen, Fotografien und Modellen. Von der Skizze bis zum Wettbewerbs-Modell reicht der Rundgang durch die Ideenwelt namhafter Architekten, vom Münchner Glaspalast von 1853 bis zu Daniel Libeskind oder Peter Zumthor.

Mit einem Feuerwerk macht die Staatliche Graphische Sammlung auf sich aufmerksam. Immerhin muss sie sich mit einem eigenen L-förmigen Trakt im Südosten als zweitem Bauabschnitt noch eine Weile gedulden. Den Auftakt in einer Art Gangway bilden großformatige Blätter von El Greco über Mantegna, Tizian, Raffael, Rubens, Grünewald, Rembrandt. Van Gogh und Cézanne leiten über in eine dichtgehängte Ausstellung mit Arbeiten des 20. Jahrhunderts, die wiederholt den Dialog mit Werken der Gemäldesammlungen aufnehmen, etwa von Emil Nolde, Henri Matisse oder Yves Klein.

Der Kunst des 20. Jahrhunderts sind im ersten Stock ruhig konzipierte Raumsequenzen mit deckenhohen Durchgängen vorbehalten. Die Architektur wirkt reduziert zu einer weißen, lichttragenden, fast puristisch anmutenden Folie, vor der die Werke eine intensive Ausstrahlung entfalten. Im Bereich der Klassischen Moderne kommen die großen Sammlungsschwerpunkte zur Geltung: die Expressionisten mit den Brücke-Künstlern, die Surrealisten um Max Ernst, Dali und Giorgio de Chirico. Wundervoll präsentieren sich aber auch Marc und Kandinsky, Klee und Feininger, Oskar Schlemmer und natürlich die große Werkgruppe von Max Beckmann. Die große Installation von Joseph Beuys' "Das Ende des 20. Jahrhunderts" verweist bereits auf den Sammlungsteil im östlichen Obergeschoss, wo die Kunst ab 1960 monographisch gehängt ist: u. a. zu Lucio Fontana, Arnulf Rainer, Joseph Beuys, Georg Baselitz und Cy Twombly, sowie Francis Bacon, Willem de Kooning, Andy Warhol. Ein eigener Bereich ist der jüngsten Gegenwartskunst vorbehalten, auf die stets neu reagiert werden soll.

Von der Rotunde aus lockt Die Neue Sammlung mit den unterschiedlichsten Design-Objekten in einem riesigen Setzkasten in die eigenwillige Raumgestaltung im Untergeschoss der Pinakothek der Moderne. Fahrzeug-Design und Computer Culture, die Geschichte von Bugholzmöbeln sowie eine chronologische Schau von 1900 bis 2002 sind ausgezeichnet inszeniert. Schließlich kreisen in geschossübergreifenden Paternoster-Aufzügen unterschiedlichste Prototypen von Flaschen bis zu Hightech-Schuhen für Spitzensportler: kostbares Einzelstück und Massenware, ästhetische Objekte gleichermaßen im weiten Kulturspektrum der Moderne.

München besitzt mit der Pinakothek der Moderne ein Museum von höchstem Rang, in dem die Architektur kongenial zusammenstimmt mit den ausgestellten Werken von vier Sammlungen, die sich zu den führenden Häusern auch außerhalb Deutschlands zählen dürfen - in einem Museumsareal, das nun die gesamte abendländische Kunstgeschichte vorstellt.

Pinakothek der Moderne

Barer Str. 29, 80799 München

Di.-So. 10-17, Mi. u. Do. bis 20 Uhr www.pinakothek.de

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