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Welt im Spiegel des Menschen

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Einen. „Versuch, zu verstehen“, nennt Rudolf Szyszkowitz, dessen Werk derzeit in der Grazer Galerie Moser gezeigt wird, den künstlerischen Prozeß. Das Unbegreifbare, das von außen her auf uns einwirkt, wird von dem Willen des Menschen, zu begreifen, eingefangen. Szyszkowitz' Kunst liegt demnach im Schnittpunkt von Eindruck und Ausdruck, ist eine Snythese der beiden wesentlichen vergangenen Richtungen, die sich extrem gebärdeten, ohne es zu sein.

Schon das ausgestellte graphische Werk vermittelt die Vielseitigkeit seines Schaffens. Besonders eindrucksvoll sind seine Bleistiftlandschaften, in denen er schwierige Beleuchtungsmotive meisterhaft aufnimmt. Von den zumeist ernst gehaltenen öl- und Aquarellgemälden heben sich die frischen Temperabildchen zu Aussprüchen aus einer Predigt Abraham a Santa Claras munter ab und zeugen von der Fröhlichkeit und dem Humor des Künstlers.

Thematisch sind es oft die gleichen Motive, um die der Künstler in Graphik und Dl ringt. Da ist das unlösbare Geheimnis der Geschlechter, dieses Einander-Finden und dennoch Voll-Scheu-Sein, das in immer wieder neuen Versionen in seinem Werk auftaucht, oder es sind die beiden biblischen Frauen Martha und Maria, deren Begegnung mit dem Heiland ihm zum menschlichen Symbol wird, unsere Doppelheit als Tat- und Traummenschen darzustellen. Deshalb nennt er die Bilder dieses Motivs Martha-Maria und läßt bewußt das „und“ weg. Da steht hell die dienende Martha, während Maria schaffenhaft am Fenster kauert, um nach dem Heiland auszusehen; immer sind die Tätigen im Licht, aber die Erwartenden im Dunkel haben das bessere Teil erwählt...

Denn das Licht menschlichen Begreifen-könnens ist der Schein von Gottes gütiger Hand: im graphischen Werk heißt da» Bild schlicht „Der Vater“, im weitaus stärkeren Ölbild „Der Vater Gott“. Seinen Soldatenmantel hat er fallen lassen und nun sitzt er wieder väterlich stark, aber nicht mehr schrecklich unter dem Baume, dessen Äste wie zum Schlagen erhobene Arme emporragen in eine Krone, die wir nicht mehr sehen, Früchte zu tragen, die wir nicht kennen. Auch sein Haupt ist in Schatten gehüllt. Nur seine Hand ist licht Sie ist alles, was das Kind, das an seinem Herzen ruht, sieht. Aber Gottes Hand genügt, grenzenlos zu vertrauen.

Professor Szyszkowitz, dessen Werke auch auf der Biennale gezeigt wurden, gehört heute nicht nur zu den namhaftesten Künstlern unseres Landes, er ist zugleich Begründer einer Schule im pädagogischen Sinne der alten Meister, Lehrer nicht nur im professoralen, sondern vor allem im menschlichen Sinne, und es läßt aufhorchen, wenn er von der Botschaft berichtet, die seine Schüler von einem Aufenthalt in Frankreich mitgebracht haben: vom Sehnen einer jungen Generation, die neuen Erkenntnisse in Farbe und Form wieder einer Gemeinsamkeit zur Verfügung stellen zu dürfen. Einer Gemeinsamkeit des Geistes. Dr. Heinz Gerstinger

Napoleons Braut ist an allem schuld

Ein neuer Sacha-Guitry-Film

Es ist kein Bonmot und kein Paradoxon, Sacha Guitry den Napoleon des Films zu nennen. Beide haben das Spiel mit Menschen und Geschichte, beide haben verlorene Siege und gewonnene Niederlagen gemein. Auch diesmal ein siegreiches Remis: „Napoleons Braut“, ein Film von, mit und letztlich nur durch Sacha Guitry. Von ihm, da er Napoleons verschmähte Braut, die Seidenfabri-kantenstochter Desiree Clary, spätere Gattin Bernadottes und Stammutter der schwedischen Königsdynastie, zum Racheengel des Korsen macht — wobei dem Regisseur die immer noch prachtvolle Gaby Morlay mehr als einen Streich und statt Liebe-Haß-Komödie echte Brutus-Tragödie spielt. M i t ihm — Sacha Guitry spielt den älteren Napoleon selber, mit jener intimen Persiflage, wie sich nur Stamm vom gleichen Stamm selbstbespiegeln und belächeln kann. Daher auch am Grunde alles Spottes diese heimliche Ehrfurcht und Liebe zu dem Tiger Bonaparte, dessen für ihn unmeßbare Größe er hinter der liebenswerten Maske des schnurrenden Katers verbirgt. Durch ihn — denn was schon wäre diese Fabel allein mehr als ein spätsommerlicher Nachmittag in der Gartenlaube Weltgeschichte, wenn sich nicht die Arabesken seiner olympischen Laune um sie schlängen, wie beispielsweise die Auswechslung der jüngeren mit den älteren Akteuren, die spitzen Weisheiten oder der Mordsspaß, ausgerechnet inmitten des

Films einmal seine führenden Mitarbeiter vorzustellen — merkwürdigerweise zieht der Mammuttitel „Fin“ am Ende und nicht am Anfang über die Leinwand. Ein echter, rechter Sacha-Guitry-Film also, wenn auch gegen Schluß, da Desiree und Bernadotte-Karl XIV. Johann ihre „Sünde an Frankreich“ büßen, mehr die ernsteren Züge vorschlagen und die kühlen Brände eines überzeugten, reinen „Vive la France!“ über den boshaft züngelnden Flämmchen des Spottes zusammenschlagen. Ja, die frechsten Spötter sind bisweilen die lautersten Patrioten.

Eine ungewöhnliche Totenfeier: „Schaf im Wolfspelz“, ein Film mit dem inzwischen verstorbenen Wallace Beery, auch einem Napoleon, einer Kraft- und Saftnatur von seltener Intension und Extension. Darum über seinem Grabe auch dieser sinnvolle Salut wilder Banden- und Indianerkämpfe; ein zweckhafter, raffinierter Lärm, denn er dient nur dazu, in den Kunstpausen den Herzschlag des ewigen Kindes, das der Berserker Wallace Beery daneben auch immer war, um so lauter hörbar zu machen. Und vielleicht lebt davon mehr unter uns fort als von den nicht selten rohen und rauhen Aventüren des „Viva-Villa'-Helden.

Der deutsche Film „Das ewige Spiel“ belegt den aktuellen Konflikt der Frau zwischen dem älteren und dem jüngeren Mann gleichsam historisch, indem er rückblendend dieselben „Spieler“ in Situationen der Vergangenheit führt. (Vor 30 Jahren wendete diesen Trick ein riesenhafter Spielfilm, „Veri-tas vincit“, an: und uns will scheinen, sinnvoller, denn er zog den weniger banalen Konflikt Lüge-Wahrheit durch Römerzeit und Mittelalter bis herauf.) Trotzdem' ein packender, außergewöhnlicher Film, der besonders von der ausgezeichneten Kameraführung her Profil erhält.

Dies kann dem sujetverkrampften schwedischen Film „Rauschende Wasser“, dem steifhumorigen deutschen Lustspiel „Es begann um Mitternacht“ und dem schon leicht vergilbten amerikanischen Hathaway-Thriller „Die Waffenschmuggler von Kenya“ nicht nachgerühmt werden. Sie kommen nicht, sie bleiben nicht. Sie „gehen“ nur. Roman Herle

Das ist ein Film, der noch nirgends über die Leinwand läuft und wohl auch nie in einem

Großkino zu sehen sein wird. Es ist jedoch zu hoffen, daß ihn Schulen, Pfarren und Vereinigungen, die Gelegenheit zu Schmalfilmvorführungen haben, wißbegierigen Jungen und Erwachsenen zeigen werden: den Stehfilm „Die Himmel rühmen...“ von P. Lenz. In zwei Teilen (I. Sonnenreich, II. Weltall) gibt er Stoff für zwei abendfüllende Lichtbildervorträge. Seine zwölf Unterabschnitte können aber auch im Anschluß an einen freien Vortrag oder — in kleinsten Kreisen — nach Vorlesung einiger Stücke aus dem gleichnamigen Buch desselben Verfassers einzeln gezeigt werden, wozu der Begleittext die notwendigsten Erläuterungen gibt Wir finden da Bilder von Sternwarten und bedeutenden Astronomen, von der Sonne, dem Mond, Planeten und Kometen, wundervolle Aufnahmen aus der Milchstraße und von ihren fernen Schwesterwelten, den Spiralnebeln. Hoffentlich finden sich dazu auch wirklich sachkundige Liebhaber der Astronomie oder begeisterungsfähige Studenten, die imstande sind, mit ihren Worten den verbindenden Gedanken zwischen den Bildern herzustellen in dem Sinne, wie es dem Autor vorgeschwebt hat: richtiges Wissen vom Wunderbau des Weltalls zu vermitteln und darin aufleuchten zu lassen des Ewigen Ehre. K-

F} Im sc hau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich, Nr. 50 vom 11. Dezember 1951): II (Für alle zulässig): „In geheimer Mission“. III (Für Erwachsene und reifere Jugend); „Napoleons Braut“, „Gezählte Stunden“, „Schaf im Wolfspelz“. IV (Für Erwachsene): „Das ewige Spiel“, „Rauschende Wasser“, „Die Waffenschmuggler von Kenya“. IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Die blaue Dahlie“, „Einer weiß zuviel“, „Es begann um Mitternacht“.

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