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Wenn Bilder reden

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URSPRUNG DER MALEREI. Von Raoul-Jean Moullin. ÄGYPTISCHE UND ALTORIENTALISCHE MALEREI. Von Robert Boulanser. GRIECHISCHE UND ETRUSKISCHE MALEREI. Von Tony S p i t e r i s. Editions Reneontre, Lausanne. Jeder Band 08 Seiten, mit mehr als 60 Farbtafeln und zirka 50 SchwarswelMIlustratlonen. Subskriptionspreis S 85.— pro Band.

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URSPRUNG DER MALEREI. Von Raoul-Jean Moullin. ÄGYPTISCHE UND ALTORIENTALISCHE MALEREI. Von Robert Boulanser. GRIECHISCHE UND ETRUSKISCHE MALEREI. Von Tony S p i t e r i s. Editions Reneontre, Lausanne. Jeder Band 08 Seiten, mit mehr als 60 Farbtafeln und zirka 50 SchwarswelMIlustratlonen. Subskriptionspreis S 85.— pro Band.

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Die schweizerischen „Editions Reneontre“, seit kurzer Zeit auch in Österreich durch ihre unglaublich billigen und geschmackvollen Publikationen — „Kulturgeschichte der Menschheit“ von Will Durant und „Illustrierte Geschichte der Musik“ sowie Serien aus der Welt der Wissenschaft und Technik und der Reisen — eingeführt, veröffentlichen nun auch eine „Weltgeschichte der Malerei“.

Dieses ambitionierte Werk — in 27 Bänden, an dem vier Jahre gearbeitet wurde — stellt unzweifelhaft ein verlegerisches Wagnis dar.

Man muß gestehen, daß man die ersten drei Bände mit einer gewissen Skepsis in die Hand nimmt, die dem wahrlich erstaunlichen Preis zuzuschreiben ist. Aber selbst die kühnsten Erwartungen werden bald übertroffen. So ist die graphische Gestaltung — in bester Tradition dieses Verlages — bereits makellos und eine rein ästhetische Freude. Bei einem so anspruchsvollen Unterfangen kann das aber nicht genug sein. Was aber sofort weiter überzeugt, ist die souveräne und intelligente Gliederung der Bände in eine kurze allgemeine Einführung, den ausführlich beschreibenden Text der verschiedenen Fachwissenschaftler zu den jeweils mehr als 60 farbigen Abbildungen und die umfassende Dokumentation, die Zitate und Urteile zeitgenössischer Künstler, Persönlichkeiten und der Forschung umfaßt, Fundorte und Kulturlandschaften in Karten darstellt, synchronistische Tabellen und eine ausführliche Liste der wichtigsten auf die Kunstwerke bezogenen Museen und Sammlungen bringt. Damit nicht genug, enthält der letzte Teil ein mit Schwarzweißabbildungen illustriertes Lexikon, das alle Fachausdrücke und Eigennamen ausführlich erläutert und eine kurze und wesentliche Bibliographie. Diesem klaren und übersichtlichen Aufbau entspricht die Arbeit der Wissenschaftler. Die Texte sind einfach, lesbar und profund, verwerten die letzten Erkenntnisse. Raoul-Jean Moulin betont in seiner Arbeit über den „Ursprung der Malerei“ die starke mythische Gebundenheit des ersten „homo sapiens“. Er wendet sich vielleicht etwas zu stark gegen die Auffassungen, die bei der Malerei der Urzeit magische Praktiken betonen, den Jagdzauber in den Vordergrund stellen. Trotzdem hat seine Interpretation, die den „homo sapiens“ in ein religiös-mythisch bezogenes Weltbild stellt vieles für sich, den Glauben an die Würde des Menschen, die er vom frühen Anfang der Kunst an gegeben sieht. Auch Robert Boulanger liefert eine ausgezeichnet klare Arbeit, die den kultischen Bedingungen der ägyptischen Malerei und auch ihrer soziologischen Situation gerecht wird — es entsteht das plastische Bild einer Kunst, die weniger für die Lebenden als die Toten und die Teilhaber an den Mysterien geschaffen wurde.

Tony Spiteris hingegen weist immer wieder eindringlich auf die Beziehungen der griechischen Kunst und den Wandel der geistigen Haltung hin, auf die verschiedenen Formen der Raumanschauungen und die seltsame — im eigentlichen provin-zielle-faszinierende Stellung der etruskischen Kunst.

Allen Autoren gemeinsam ist der Blick auf eine größere Einheit. Schon die ersten drei Bände scheinen auf ein gemeinsames Ganzes zu zielen — eine erregende Hoffnung. Last not least wäre zu sagen, daß die Reproduktionen in ihrer Farbigkeit ausgezeichnet gedruckt sind (ein Triumph des Offset) manche Aufnahmen — wenige — an Klarheit Wünsche offenlassen. Bereits diese ersten drei Bände lassen erkennen, daß hier eine wirkliche kulturelle Tat geleistet wird — man muß geradezu gespannt alle folgenden erwarten.

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