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Wider die Gemütlichkeit

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Oberösterreich hat eine blühende Galerienszene, die sich bundesweit und international keineswegs zu verstecken braucht.

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Oberösterreich hat eine blühende Galerienszene, die sich bundesweit und international keineswegs zu verstecken braucht.

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Die Galerienszene Oberösterreichs boomt erst seit einem Vierteljahrhundert. Vorher tröpfelte es in Linz und in der Provinz. 1851 wurde der „Oberösterreichische Verein zur Förderung der bildenden Künste” gegründet. In den Statuten war als wesentliches Ziel „die Veranstaltung einer jährlichen Präsentation von Werken lebender Künstler” festgeschrieben. In einer Stadt mit 26.000 Einwohnern! Es mutet wie eine ferne Sage an in einer Zeit, da eine Vernis-sage die andere jagt.

Ein Markstein war 1913 die Gründung der Künstlervereinigung Maerz. 1939 wurde sie aufgelöst. Andere überstanden im NS-Prokrustesbett, gleichgeschaltet, die sieben mageren Jahre. Nach dem Ende des Krieges sammelten sich die Versprengten, reaktivierten ihre alten Gemeinschaften oder fanden sich in neuen zusammen: Berufsvereinigung der bildenden Künstler (1946), OÖ. Kunstverein (1949), Mühlviertler Künstlergilde (1955), Club der Begegnung (1969). Sie alle waren unterwegs auf Herbergsuche, bei der sie vor 20 Jahren im Landeskulturzentrum Ursulinenhof seßhaft wurden. 1950 wurde der traditionsreiche OÖ. Künstlerbund neu gegründet.

Im Museum Francisco Carolinum entfaltet die OÖ. Landesgalerie eine rege Tätigkeit, und das Schloßmuseum ist ebenso ein Schauplatz repräsentativer Ausstellungen. 1989 wurde ein Trakt des Ursulinenhofs als „offenes Kulturhaus” adaptiert, und im Adalbert Stifter-Haus gibt es seit 1993 eine Galerie, die vor allem für Installationen geeignet ist. Vor wenigen Wochen feierte die Neue Galerie der Stadt Linz, eines der bedeutendsten Präsentationszentren moderner Kunst in Österreich, ihr 50jähriges Bestehen. 1963 zog das Linzer Stadtmuseum im altehrwürdigen Palais Nordico ein.

Die Privatgalerien der fünfziger und sechziger Jahre sind längst Geschichte geworden. Dann kam die Gründerzeit. Den Anfang machte 1973 Hermann Lehner. 1975 lud Richard Eder erstmals in sein reich illustriertes Heim. Die Zimmergalerie ist ein Unikum in Oberösterreich. 1979 erblickte Erika Strieks Liebe-Dinge-Galerie für Naive Kunst das Licht einer gar nicht besonders lieben Welt, und 1985 gründete Feiice Figl eine avantgardistisch orientierte Galerie, in der Künstler wie Staudacher Fixstarter sind. Es folgten Galerie Thiele, Nibelungengalerie, Fotogalerie Spectrum, Glasgalerie im Losensteiner Freihaus, wo Elsa Drobny bis zu ihrem Tod eine Schmuckgalerie führte, die Galerien Telekom, I Iades, Portfolio, D8 und Passepartout.

Wechseln wir von der Historie zur Geographie! Im Umkreis von Linz: Städtische Galerie Traun, Initiative ZeitKultUrRaum Enns, derzeit behaust in der aufgelassenen Zuckerfabrik, und Christa Pernkopf-Zauners Galerie in Leonding. In Pasching führt Christine Stieger die Galerie in der Schmiede.

Wels hat natürlich einen hervorragenden Platz in Oberösterreichs Ausstellungsgeschehen. 1951 wurde die Welser Künstlergilde gegründet, die nach vielen provisorischen Stationen 1990 in die Galerie Forum einzog. Vor einem halben Jahr feierte die Galerie der Stadt Wels ihr 25jähriges Bestehen. In der Burg sind vor allem historische und volkskundliche Ausstellungen zu sehen. Seit zwei Jahren gibt es die Aagalerie in der Alois-Auer-Straße und die EW W -Galerie im Verwaltungsgebäude des E-Werks.

Weiter geht es entlang der Westbahnstrecke. In Schwanenstadt leitet Hannes Hackl die Städtische Galerie. Ein Fähnlein von sieben Aufrechten holt zeitgenössische Kunst in das Schloß Puchheim. Lebzelterhaus, Freds Fotoatelier und die Galerie Nagl haben in Vöcklabruck eine lange Tradition. Nahe Grieskirchen wird das Kulturzentrum Schloß Parz seit 35 Jahren von Hans Hoffmann-Ybbs und Lotte Buck betreut.

Ludwig Fotter führt im Behindertendorf Altenhof die Galerie Haus-ruck, und in Peuerbach setzt Erich Pimmingsdorfer progressive Akzente.

Braunau: Herzogsburg und Galerie im Stadttorturm. Bied: Innviertier Volkskundehaus und Galerie Ammering. Schärding: Galerie am Stein. Das Kubinhaus bei Wernstein ist in der Obhut des Landesmuseums.

Im Norden das Mühlviertel: Brauhausgalerie in Freistadt, Galerie Peh-böck in Naarn, Galerie beim Büdl-hauer in Aigen. Im Süden ist die Galerie Spitzbart in Vorchdorf und Gmunden Insidern längst ein Begriff. Im Sommer 1996 wurde in Attersee am Attersee die Atterseehalle mit einer Ausstellung von Arbeiten Attersees eingeweiht. Käthe Zwach lädt in Schörfling in die Dorschvilla ein. Gmunden ist durch den Töpfermarkt und die KulturVermerke ebenso im internationalen Gespräch wie durch die alljährlichen Symposien für Konkrete Kunst. Hipphalle, Kammerhof und Villa Toscana sind Ausstellungsstätten mit großer Tradition. Das Byt-mogram in Ischl blüht und gedeiht seit Jahren.

Im Schloß Lamberg zu Steyr gibt es gleich zwei Galerien. Eine betreibt die

Stadt, die andere der Kunstverein, und Elfriede Polhammer lockt am Wehrgraben wider den Stachel der Gemütlichkeit. In Spital am Pyhrn rief das Ehepaar Mark vor zehn Jahren die Galerie an der Fabrik ins Leben. - Ja, Leute, es tut sich was in Oberösterreich ...

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