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Wiener Ausstellungen

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I der Agathon-Galerie am Opernring wurde eine Bilder- und Graphikenschau des Wiener Malers Erwin Lang eröffnet, in der man mit Vergnügen die Bekanntschaft mit diesem ausgezeichneten Graphiker und Porträtisten erneuert, der sich auch in seinen Landschaften als feinfühliger, in das Wesen beseelter heimatlicher Landschaft eindringender Künstler erweist. Besonders starken Eindruck hinterlassen die Holzschnitte Erwin Längs, figurale Themen und besonders einprägsame Köpfe, die technisch vorzüglich sind und die Eigenart der dargestellten Persönlichkeiten wirkungsvoll herausarbeiten. Ganz meisterlich sind auch die Graphiken gotischer Bauwerke, aus denen die ganze Schönheit dieser Kunstwerke mit der herben Kraft des Holzschnittes zu dem Betrachter spricht. Auch in der Malerei Längs tritt seine graphische Einstellung hervor, sei es in den Aquarellen, in anmutigen Pinselimpressionen oder in den Ölbildern, in denen gleichfalls das zeichnerische Element zur Dominante wird. Uberall aber prägt sich ein Zug zu großzügiger Gestaltung aus, der deutlich den Weg zur Freskomalerei weist, in der sich Längs Kompositionsfähigkeit ganz ausleben könnte. Es wäre eine dankbare Aufgabe, die sich auf diesem Gebiete für die hochbegabten Künstler eröffnen könnte.

In der ehemaligen Beethoven-Wohnung im Pasqualatischen Hause auf der Mölkerbastei werden in den nächsten Wochen Bilder und Zeidinungen des großen österreichischen Dichters aus dem Besitze der „Adalbert-Stifter-Gesellschaft“ zu sehen sein, die infolge der Beschädigungen des Gebäudes der „Albertina“ gegenwärtig dort nicht zur Schau gestellt werden kön-nen; Diese Gesellschaft und die städtischen Sammlungen sind die Veranstalter dieser fesselnden Ausstellung, die .einen dankenswerten Einblick in das malerische Schaffen und in die künstlerische Entwicklung Stifters gibt.

In drei Räumen sind seine Arbeiten so angeordnet, daß sie zuerst die dilettantische Periode des Kremsmünsterer Gymnasiasten zeigen, der in dem frühbiedermeierlichen Vedutenmaler Georg Riezlmayer seinen ersten Lehrer gefunden hatte. In manchen dieser frühen Bilder verrät sich allerdings schon eine selbständige Note, die nach dem Jahre 1837 immer stärker hervortritt. Etwa um 1840 schuf Stifter bereits Landschaftsbilder und Veduten, die an den frühen Menzel gemahnen, in einigen westungarischen Bildern wird man fast an Pettenkofen erinnert.

Nach einer längeren Schaffenspause ist Stifter in seinen letzten Lebensjahren wieder intensiver mit malerischen Arbeiten befaßt, die in symbolischen Landschaften gipfeln, die sehr feine Naturstudien als Grundlage zu symbolisch empfundenen, fein abgestimmten Bildkompositionen benützen. Dichtung und Malerei hängen motivisch und in der Gestaltung bei Stifter so enge zusammen, daß diese ungefähr vierzig Bilder und Zeichnungen umfassende Ausstellung für die Freunde dieses feinsinnigen Dichters die Möglichkeit zu tiefer Versenkung in seine Wesensart bilden.

Dr. Viktor T r a u t z 1

In der Ausstellung Malerei und Handschrift, die in den Räumen des Kulturreferats Mariahilf bis Ende Oktober z . sehen ist, macht der Graphologe Willy B e r n e r t den Versuch, in das Wesen bedeutender Künstler-Persönlichkeiten durch graphologische Ver-gleichungen zwischen Bild und Schrift tiefer einzudringen. Die Ausstellung bringt von jedem Künstler einige Bilder oder Graphiken sowie eine charakteristische Handschriftprobe. Auf eigenen Erläuterungstafeln sucht Kernenden Beschauer in die Wesensart des Künstlers einzuführen. Bilder von Sergius Pauser, Dobrovsky, Lois P r e g a r t-b a u e r, Oskar G a w e 11, Erich Land-g r e b e, L a s k e, Alfred K u b i n und Vilma E c k 1 sowie von anderen österreichischen Künstlern verlohnen allein schon den Besuch dieser Ausstellung, die mit Geschmack und Geschick zusammengestellt ist. Nicht bei allen diesen tritt eine Kongruenz der Merkmale in der Schaffensweise und der Handschrift deutlich zutage. Doch zum Beispiel bei einem Vergleich der Handschrift Alfred Kubins mit seinem phantastischen Oeuvre oder der männlich kräftigen Graphik Vilma Felds mit ihrer ccharf geprägten Handschrift ist die graphologische Betrachtungsweise interessant

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