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Die Ausstellung der aus dem Iran stammenden Künstlerin Shirin Neshat in Salzburg.

Das Museum der Moderne in Salzburg zeigt in einer beeindruckenden Präsentation eine Werkauswahl der seit 1974 in New York lebenden iranischen Künstlerin Shirin Neshat, die aus dem interkulturellen Bezug zwischen Orient und Okzident ihre schöpferischen Impulse bezieht und mit den Medien von Fotografie, Video und Film ihr Wandern zwischen den Kulturen subtil und vielschichtig thematisiert.

Frausein im Iran

1957 im Persien Schah Reza Pahlewis geboren, kehrte Shirin Neshat erstmals 1990 in eine Heimat zurück, die durch die Diktatur Ajatollah Khomeinis und die Folgen des Golfkrieges radikal verändert war. Auf die kulturelle, gesellschaftliche und politische Situation reagierte sie mit der Schwarz-Weiß-Fotoserie "Women of Allah", die kontroverse Diskussionen auslöste. Sieben dieser großformatigen Arbeiten stehen am Beginn der Ausstellung.

Eine suggestive Wirkung geht von diesen Bildern aus, in denen die Künstlerin sich zum Thema Frauen und Gewalt, Frauen im öffentlichen beziehungsweise privaten Raum auch sich selbst ins Bild setzt: ihr Gesicht schmückt die Mündung einer Schusswaffe wie ein Ohrgehänge, während das Auge starr ausgerichtet ist (Speechless), zwischen Fußsohlen ragt ein Gewehrlauf ins Bild (Allegiance and Wakefulness). Hier wie auf anderen Fotos überzieht ein feiner Schleier aus darüber geschriebenen Texten zeitgenössischer Lyrik in Farsi die Fotografie. In "Offered Eyes" wird das Auge der Künstlerin zum Bildmedium, in das Textzeilen der iranischen Schriftstellerin Forugh Farroshad eingefügt sind.

Dem westlichen Betrachter entzieht sich die Entschlüsselung solcher Bildinhalte; ihm teilt sich ausschließlich die bildliche Ebene mit. Je nach kulturellem Hintergrund wird die jeweilige Botschaft der Bilder unterschiedlich aufgenommen. Die Divergenz der Wahrnehmungsmöglichkeiten und Bilderfahrungen aus verschiedenen kulturellen Perspektiven ist das, was Shirin Neshat interessiert. "Es ist für mich unabdingbar, ein Thema von innen heraus darzustellen, um etwas Reines zu schaffen und nicht dem Druck von Parallelen zwischen zwei Kulturen zu erliegen."

Die Bildintensität dieser Fotos wird in der Video-Doppelinstallation "Rapture" (1999) zu monumentaler, fast archaischer Wucht gesteigert. Der Betrachter befindet sich im Raum zwischen einer Gruppe von Frauen bzw. Männern, die in ihren vehementen oder verhaltenen Aktionen aufeinander bezogen sind, sich annähern oder abwenden. Je nach realer und kultureller Positionierung des Zusehers vermitteln sich unterschiedliche Aspekte einer Erzählstruktur, die von entsprechenden Soundrhythmen unterstützt wird.

Mit "Mahdokht" (2004) und "Zarin" (2005) betritt Shirin Neshat Neuland, indem sie ihren Filmsequenzen eine literarische Vorlage zugrunde legt.

Frauen ohne Männer

Die Romancollage "Women without Men" (1989) der deswegen damals inhaftierten Schriftstellerin Shahrnush Parsipur thematisiert fünf Einzelschicksale moderner iranischer Frauen, die schließlich in einem Garten zusammentreffen. "Mahdokht" schwebt zwischen der Obsession, für viele Kinder stricken zu müssen und ihrem leicht schwebenden Todestraum in einer paradiesischen Wasser-Licht-Oase. "Zarin" entflieht als junge Prostituierte der Schar gesichtsloser Männer, von denen sie verzweifelt versucht sich zu reinigen. Shirin Neshat arbeitet an einem ambitionierten Werk, dessen Ausgang noch offen ist und dessen Bildästhetik entscheiden wird über die Wahrnehmung vor dem Hintergrund sowohl der islamischen wie auch der nicht-islamischen Kultur und Gesellschaft.

SHIRIN NESHAT

Museum der Moderne Mönchsberg

Mönchsberg 32, 5020 Salzburg.

www.museumdermoderne.at

Bis 2.4. Di-So 10-18, Mi 10-21 Uhr

Frauen im Islam

Vortrag von Lise Abid (Islamwissenschaftlerin u. Journalistin)

Mi 22.03.06, 18.30 h

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