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Zeichen und Zeichnungen

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Der Maler Franz Kline (1910 bis 1962) war einer der markantesten Vertreter des amerikanischen ungegenständlichen Expressionismus und des „action painting“. Seinen persönlichen Stil, einen —■ auch große Leinwände nicht sparenden — nur selten mit Farbe angereicherten Graphismus, fand er nach dem zweiten Weltkrieg. Die manchmal fern an Fragmente japanischer Kalligraphie erinnernden Gebilde Klines entsprechen allerdings keiner wirklichen Zeichensetzung, da sie weder etwas bezeichnen noch für etwas stehen. Auch sind sie keine irgendwie gearteten Reduktionen der sichtbaren Wirklichkeit, sondern können höchstens — mit einem Wort von Max Bense — als „Zeichen von etwas“ angesprochen werden. Die vom Maler mit sehr wenigen Mitteln angeschnittenen formalen Probleme sind dabei einfacher Natur und werden nicht immer, aber manchmal doch überzeugend gelöst. So beeindrucken einige frühe Pinselzeichnungen durch ihre bewegte, lebendige Dynamik, und in den Bildern „Ohne Titel“ (17,29), „Shenan-doah“, „Die Mauer des Shenandoah“, „Der Hügel“, „Orange und schwarze Wand“ (deren Titel genausowenig wie sie selbst zu besagen haben) ist Kline eine — wenn auch nicht sehr differenzierte — Bindung seiner recht primitiven Elemente an die Fläche und deren rhythmische Gliederung gelungen. Der im ganzen erfreuliche, dekorative Aspekt der Ausstellung ist vor allem der sehr einsichtsvollen und überlegten Hängung zu verdanken {Museum des 20. Jahrhunderts).

Eine sympathische Ausstellung In der Zentralbuchhandlung (Schulerstraße 1—3) macht mit Bildern und Graphiken „Vom Expressionismus bis Picasso“ aus der Sammlung Max Hallers, Bregenz, bekannt. Wie ihr Besitzer in seinem liebenswerten Vorwort zum Katalog betont, will er nicht als Sammler, sondern als Liebhaber gesehen werden, der sich mit jenen Dingen der Kunst umgibt, die das zeitgenössisch Echte verkörpern, Dokumentation unseres Jahrhunderts sind, seinen Geist atmen. Diese Forderungen und die starke persönliche Beziehung, die ihr Besitzer von den Arbeiten verlangt, geben der Ausstellung ihr im schönsten Sinn „intimes“ Gepräge. Unter den Arbeiten ragen Zeichnungen, Bilder und Graphiken von Rudolf Wacker, Albert Bechtold, Klee, Picasso, Leger, Lehmbruck und Heckel hervor. Eine derartige Einstellung und aktive Beziehung zur Kunst — wie sie sich in dieser Ausstellung als Ausdruck von Kultur verkörpert — wäre vielen meist weitaus vermögenderen „Sammlern“ zu wünschen und verdient ein nachahmenswertes Vorbild und Beispiel zu sein.

Die Galerie Würthle zeigt Bilder und Zeichnungen Anton Koligs, die fast durchweg dem Jahre 1924 entstammen. Die Zeichnungen, die weitaus mehr als die Bilder überzeugen, irritieren durch die seltsame Manie, mit der der männliche Körper meist in Stellungen festgehalten ist, die den ihm innewohnenden Ausdruckselementen nicht nur nicht entsprechen, sondern ihnen entgegenstehen.

In der Österreichischen Staatsdruckerei in der Wollzeile ist eine Schau von Bildern von Laienmalern aus der UdSSR zu sehen. Sie überrascht in zahlreichen Fällen durch das absolut professionelle Geschick, mit dem hier die Natur wiedergegeben, wenn auch nicht gestaltet wird: Ihr Niveau ist mancher hiesigen Ausstellung sogenannter Professionals und gleicher Rangordnung klar überlegen.

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