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Zeichnungen und Objekte

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Rudolf Hoflehners Werkzeichnungen, Studien- und „Tagebuchblätter“ rufen unwillkürlich in ihrer gepflegten Ästhetik, in ihrem raffinierten, fast kunstgewerblichen Ausspielen des Vortrags und der Mache die Erinnerung an Ähnliches bei Henry Moore hervor. Nicht an dessen wirklich bedeutende, im letzten Krieg entstandene „Tube“-Zeichnungen, aber an Entwürfe für Plastiken, die der englische Bildhauer sehr überflüssigerweise mit zuckrigen Wasserfarben geschmacklich aufpolierte. Überflüssigerweise, da die Farbe nicht als gestaltendes Element eingesetzt war, nur kolorierte und „verschönte“ und aus dem Schritt in der geistigen Konzeption einer Plastik, dem Teil eines Arbeitsvorganges, diesen verselbständigend ein selbstgenügsames, dekoratives Blatt, eine „Graphik“ machte.

Hoflehner zeichnet zwar nicht mit der plastischen Eindringlichkeit seines Kollegen, im Gegenteil — seine Blätter und Entwürfe sind von einer für einen Bildhauer erstaunlich geringen räumlichen Suggestion, er beweist aber beträchtlichen dekorativen Geschmack, der leider bei der Farbigkeit der großen mit Acrylfar-ben gemalten Studienblätter wieder stark nachläßt. Die beiden ebenfalls ausgestellten Stahlfiguren von 1966 zeigen gegenüber den etwas älteren anderen beiden Arbeiten eine deutliche Entwicklung zu neuen rhyth-

mischen Zusammenhängen. Eine stärkere Durchdringung des räumlichen Problems ist bei ihren nur auf Seitenansichten festgelegten fragmentarischen Formationen nicht festzustellen. (In der Galerie Würthle bis 26. März.)

In der Galerie „Basilisk“ erweist sich der junge Graphiker Sigi Schenk als ein begabter Illustrator, dessen Zeichnungen und Radierungen — unter anderem „Der Biedermann und die Brandstifter“, „Die Merowinger“, „Ein Yankee am Hofe des König Arthur“ — sowohl Witz wie eine sich mehr und mehr freiarbeitende Zeichenfeder verraten. Das gesunde Maß an Konkretheit, das sie noch besitzen, wird Schenk hoffentlich nicht zugunsten dekorativerer oder expressiverer Wirkungen aufgeben. '

Bis zum 7. März zeigt Ferdinand Stransky in der Galerie auf der Stubenbastei frühe Bilder und Zeichnungen, die den starken Eindruck seiner Ausstellung in der Galerie Peithner-Lichtenfels bestätigen: Eines der stärksten Bilder ist der 1926 entstandene kleine „Sitzende Akt“, der, noch in tonigen Valeurs, die malerische Begabung des 1904 Geborenen ankündigt. Von hier an beginnt eine konsequente Entwicklung, die in den Bildern die Einflüsse von Gerstl („Zwei Figuren“) und Boeckl („Familie“) aufnimmt und um die farbige Bewältigung von Objekt und Raum ringt, in den Zeichnungen nach Disziplinierung der Form strebt.

Äußerst sehenswert, ja eine kleine Sensation, war auch die Ausstellung „Sammelsurium“ in der Galerie Autodidakt. Was hier Robert Schmitt mit viel Liebe zusammengetragen hat, würde wahrscheinlich in Paris

kein geringes Aufsehen erregen. Es sind Arbeiten von „Laienkünstlern“, von Pensionisten, Technikern, Krankenschwestern und Angestellten, die mit viel Liebe und bemühtem Können Montagen, geschnitzte Figuren, und sogar Kleinplastiken verfertigt haben, die eine neuzeitliche Fortführung der Volkskunst darstellen. Da gibt es aus Uhrenteilen zusammengestellte Schmetterlinge, Pferde, Käfer, Vögel, Fische und Libellen von Franz Lang, Montagen aus Metallabfällen von Albert Tschochochei, die die Raumfahrt feiern und wie Kan-dinskijs aussehen, fetischartige Gebilde aus Wurzeln und Steinen von Anton Haag, die Dubuffet entzücken würden, Plastiken aus Metallresten von Franz Krycha, die um nichts schlechter sind als manche „moderne“ Eisenplastik, gemalte Gedichte von Franz Reichspfarrer, kuriose Umsetzungen von Rubens-Bildern in dreidimensionale Gipsplastiken von Johann Rongisch, Montagen in Flaschen und Figuren von Josef Schmeer und echt volkskunsthafte Flaschenobjekte — auch in Glühbirnen! — von Friedrich Stumpf und noch einiges mehr, wie das plastische Wandbild von Rudolf Pachatz oder die Tierszenen aus Pflanzenteilen von Hermine Koril. In der „Kleinen Galerie“ sind derzeit Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen von Vtz Rothe zu sehen, deren expressiver Ausdruckswille bis in die Bereiche der Ungegenständ-lichkeit verstößt Während die Ölbilder im Vortrag noch etwas spröde bleiben, entfalten sich die Aquarelle lyrisch und freier. In den Zeichnungen ist skurrile Phantastik und kaustischer Humor zu spüren. Ein an sich arbeitendes ernstes Talent.

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