Adios Buenos Aires - © Foto: Panda

„Adiós Buenos Aires“: Tango – auch wenn das Geld nichts mehr wert ist

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Der Autor Otto Friedrich über den Film „Adiós Buenos Aires“, die Geschichte des ausreisewilligen Schuhverkäufers und der Taxlerin.

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Der Autor Otto Friedrich über den Film „Adiós Buenos Aires“, die Geschichte des ausreisewilligen Schuhverkäufers und der Taxlerin.

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Er ist selber einer, der Buenos Aires hinter sich gelassen hat: German Kral, den es zum (Film-)Studium nach Deutschland verschlagen hat, wo er bis heute geblieben ist. Er setzt in seinem Spielfilmdebüt „Adiós Buenos Aires“ seiner Heimatstadt und vor allem dem Tango ein filmisches Denkmal. Julio Färber (überzeugend: Diego Cremonesi) hat in der La-Plata-Stadt ein schlecht gehendes Schuhgeschäft. In der großen Wirtschaftskrise 2001, als der Großteil der Argentinier sein Geld verliert, sieht er keine Zukunft mehr. Also beschließt Julio, nach Berlin, der Stadt seiner Mutter, auszuwandern. Allerdings will weder Paula, die 15-jährige Tochter des Alleinerziehers, mitkommen, noch gestaltet sich der Plan sonst einfach: Kurz vor Abflug rammt Julios Auto das Taxi von Mariela Martínez (kongenial: Marina Bellati), gleichfalls Alleinerzieherin eines stummen Halbwüchsigen; und auch die Kumpane seiner Tango-Band, in der Julio leidenschaftlich Bandoneon spielt, wollen ihn keineswegs ziehen lassen. Als die Band die betagte Tango-Legende Ricardo Tortorella („In ihren Augen“-Star Mario Alarcón) im Altersheim aufstöbern und als Musiker reaktivieren kann, gibt es für Julio noch einen Grund weniger, Argentinien hinter sich zu lassen – auch wenn er nicht weiß, wovon er seinen und seiner Tochter Lebensunterhalt bestreiten soll. Klar, dass in diesem Setting auch ein zartes Pflänzchen Liebe zwischen Mariela und Julio zu wachsen beginnt: All das weckt starke Zweifel daran, ob die Emigration für Julio eigentlich eine Option darstellt, welcher er nachhängen soll. Auch wenn man es nicht verraten will, so wird bald klar wie „Adiós Buenos Aires“ ausgehen wird. All die Melancholie, die sich im Plot von Krals Film findet, wird zusammengehalten durch die Tangos, die vom alten Ricardo gesungen werden. Mitunter beschleicht einen das Gefühl, dass die Handlung dazu dient, zur nächsten bekannten Tango-Melodie überzuleiten. Mag sein, dass dies eine Schwäche des Drehbuchs darstellt. Dennoch gelingt es Kral und seinem wirklich gut ausgesuchten Cast, etwas vom Lebensgefühl der argentinischen Hauptstadt zu vermitteln.

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