Impossible Project - © Polyfilm

„An Impossible Project“: Die Leidenschaft fürs Analoge

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Florian „Doc“ Kaps geht in Jens Meurers Dokumentarfilm seinem unmöglichen Projekt nach.

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Florian „Doc“ Kaps geht in Jens Meurers Dokumentarfilm seinem unmöglichen Projekt nach.

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Wer dem Mann, der die ikonischen Polaroid-Fotos vor dem Ende bewahrte, begegnen will, kann es in seinem neuen Projekt in der Wiener Praterstraße versuchen: Florian „Doc“ Kaps hat dort einen kleinen Tempel des Analogen aufgezogen, in dem auch schon einmal ein Konzert live auf Schallplatte gebannt wird. Der Dokumentarfilm „An Impossible Project“ macht ihn zum romantischen Helden einer immer häufigeren Suche nach Sinnlichkeit jenseits der digitalen Gegenwart.

2008 hatte Kaps es sich in den Kopf gesetzt, in der letzten verbliebenen Produktionsstätte im niederländischen Enschede mit einer Truppe Gleichgesinnter das Sofortbild zu retten. Das „impossible“, das er oft in Meetings mit dem angeschlagenen Polaroid-Konzern vernahm, gab ihm den Namen für eine Firma, die bald vor ihrem ersten unmöglichen Problem stand: Die Chemikalien für den Film gingen aus, und Rezepturen dafür existierten nicht mehr. Dass Pioniergeist und Unternehmerschaft teils getrennte Wege gehen – Kaps musste 2015 das Projekt verlassen –, gibt dem Film einen Hauch von Tragik. Allerdings liegt es ihm fern, näher nach bösem Blut zu forschen. Lieber geht er mit Kaps auf die Reise zu anderen, die mit ähnlicher Leidenschaft alte Handwerksformen weiterbetreiben oder das Anachronistische wiederbeleben.

Die Renaissance des Analogen ist dabei evident, und der Film stellt sich gleich zum Auftakt auf ihre Seite: Wer den gezeigten Digitalentzug möge, solle ihn selbst probieren. Regisseur Jens Meurer unterstützt diese Botschaft nach Kräften, wenn er den Charme des Haptischen mit filmischen Mitteln zu transportieren sucht, und sich zu diesem Zweck auch dafür entscheidet, auf 35 mm zu drehen. Das Glück des Zufalls ist jedenfalls auf seiner Seite: „The Impossible Project“ ist ein sympathisches und gediegenes Plädoyer für analoge Leidenschaften geworden, eine Feierstunde für die unberechenbare Schönheit des Makels, mit der sich das Digitale herzlich schwer tut.

Der Autor ist Filmkritiker.

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