Gerade machte der Verpackungskünstler Christo wieder von sich reden, als er vergangene Woche ankündigte, im Frühjahr 2020 den Arc de Triomphe in Paris verhüllen zu wollen. Seit dem Tod seiner Frau Jeanne-Claude 2009 hat er lediglich ein Großprojekt realisiert. "Walking on Water" dokumentiert die Geschichte dieser Floating Piers, die es 2016 für exakt 16 Tage der Öffentlichkeit ermöglichten, zwischen Ufer und vorgelagerten Inseln des norditalienischen Iseosees lustzuwandeln. Einmal landet der Blick hinter die Kulissen des Projekts tatsächlich hinter einer Bühne: Monate vor der Eröffnung findet sich die durch die Ereignisse ein wenig gehetzte Kamera bei einer Anrainerversammlung, wo dem Maestro vor dem Auftritt noch ein Name für die Danksagung eingeimpft werden muss.
Als Christos bessere Hälfte identifiziert der bulgarische Regisseur Andrej Paunow seinen Neffen Wladimir Jawaschew, der als Projektleiter die Dinge am Laufen hält und sich zum heimlichen Hauptprotagonisten mausert. Munter wird aneinander geraten, wenn die Idee stur etwas anderes will als die Umsetzung gestattet, wird der eigenwillige Onkel sanft in Richtung Gesichtsbad mit den reichen Kunstfreunden bugsiert, Interessenten in einem separaten Raum mit den wieder gestiegenen Gemäldepreisen konfrontiert -20 Millionen an Projektkosten müssen hereingeholt werden -oder gilt es plötzlich eine Sechsjährige zu suchen.
"Walking on Water" dreht sich in mehrerlei Form um die Beherrschung eines Ausnahmezustands, aus dem der Intention nach Schönheit und Hochgefühl entstehen soll. Paunows Dokumentarfilm gelingt es, das nachzuempfinden, den Stress genauso wie das Meditative, Erhabene, wenn sich die Puzzleteile zusammenfügen.
Und das Gefühl, in einer stressgefüllten Projektblase zu arbeiten, in die selbst weltbewegende Ereignisse maximal als Hintergrundgeräusch vordringen.
Christo -Walking on Water (Walking on Water) I/USA 2018. Regie: Andrej Paunow. Alamode/Thimfilm. 105 Min
