Beanpole - © Stadtkino

„Beanpole“: Land in Schockstarre

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Der russische Regisseur Kantemir Balagow erzählt in „Beanpole“ (= Bohnenstange) eindringlich aus den ersten Nachkriegsjahren in der Sowjetunion.

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Der russische Regisseur Kantemir Balagow erzählt in „Beanpole“ (= Bohnenstange) eindringlich aus den ersten Nachkriegsjahren in der Sowjetunion.

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Am Anfang eine Tonspur ohne Bild: Ein seltsames, leises Geräusch bestimmt die ersten Augenblicke des Films „Beanpole“ des erst 30-jährigen russischen Regisseurs Kantemir Balagow. Kaum einzuordnen ist es, aber jedenfalls menschlich. Ein Ringen nach Luft? Nach Worten? Nach Leben. Es gehört zu Ija (Wiktoria Miroschnitschenko), einer fast durchscheinenden, schönen, sehr großen jungen Frau, der Titel gebenden „Bohnenstange“. Am unaufgeregten Umgang der anderen Krankenschwestern in dieser Waschküche eines Leningrader Krankenhauses kurz nach Kriegsende 1945 merkt man, dass Ija das öfter hat. „Eingefroren“ nennen sie es.

Eingefroren in ihren unvorhersehbaren Anfällen ist Ija, die Rotarmistin, seit sie von der Front zurückgekehrt ist. Unbeweglich, starr vor Schreck und Schmerz, wirken aber auch das gesamte Land und alle darin. Auf den Fluren des Krankenhauses liegen die Invaliden dicht nebeneinander, notdürftig geflickt. Auf Wunsch lässt ihnen der Oberarzt (Andrej Bykow) die geheime Todesspritze verabreichen – durch Ijas Hand. In den Straßen und in den zerfallenen Wohnblocks drängen sich die innerlich Versehrten aneinander, kraft- und gefühllos, orientierungslos.

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