Die Recherche-Plattform Addendum präsentiert diese Woche eine umfangreiche Dokumentation über René Benko. Der Tiroler Investor ist zuletzt durch den Kauf des Chrysler Building in New York und Einstieg bei Krone und Kurier aufgefallen. Er gilt als einer der reichsten Österreicher. Dietrich Mateschitz führt diese Liste an. Ihm gehört Addendum - neben 49 Prozent von Red Bull samt dessen Media House.
Die Bestandsaufnahme zu Benko beeindruckt infolge Fülle und Akribie, aber auch dadurch, nur Fakten sprechen zu lassen. Das entbindet vom Verdacht, aus Konkurrenzerwägung geleitet zu sein. Es könnte bloß die Frage gestellt werden, wann Addendum sich Mateschitz und Red Bull so intensiv widmet wie nun Benko und der Signa Holding. Aber diesen Sitz im Glashaus teilt sich das Recherche-Team mit allen Redaktionen in Bezug auf die Inhaber der dahinterstehenden Medienhäuser. Nicht nur in Österreich.
Hier aber steht das Wechselspiel von Eignern und Journalisten besonders auf dem Prüfstand. Das gilt vorweg für den ORF, als dessen Besitzer sich Mitarbeiter und Bevölkerung wähnen, dessen Bestimmer aber Parteien sind. Noch orten bloß seine Feinde eine ideologische Schlagseite, wissenschaftliche Untersuchungen wie vom Reuters Institut der Uni Oxford bescheinigen dem öffentlich-rechtlichen Anbieter Neutralität. Die Krone hingegen wird rechts verortet, ist aber weniger einer Partei als sich selbst nahe. Ihr Gesellschafterkonflikt zwischen Familie Dichand und Möchte-Gern-Hälfte-Besitzer Benko bricht voll in die Redaktion ein -und das ebenfalls Dichand-gelenkte Gratisblatt Heute.
Der ORF und die beiden größten Zeitungen leiden akut an zu starkem Innenbezug. Ihre nach außen getragenen Eigeninteressen drohen trotz unterschiedlicher Vermittlung die Glaubwürdigkeit von Journalismus weiter zu beschädigen. Dagegen hilft nur totale Transparenz der anderen.
Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst
