Bissiger Blick auf die high Society

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Eine düstere Auftaktszene lässt ahnen, dass das Gartenfest mit dem die Fernsehmoderatorin Nathalie (Léa Drucker) ihre Villa am Stadtrand von Paris einweihen will, nicht ganz harmonisch verlaufen ist, doch erst am Ende kehrt Agnès Jaoui ("Lust auf Anderes", "Schau mich an!") zu diesem Einstieg zurück. Zunächst scheint nämlich nichts die Stimmung trüben zu können. Licht und Farben evozieren Sommerstimmung und im Garten tummeln sich bei Getränken und Häppchen zahlreiche Gäste.

Wie zuletzt Olivier Nakache and Éric Toledano bei der ähnlich angelegten Hochzeitskomödie "Das Leben ist ein Fest" hält auch Jaoui die Einheiten von Ort und Zeit konsequent ein. Ganz auf das Fest und diesen einen Nachmittag und Abend konzentriert sie sich und nimmt die einzelnen Gäste unter die Lupe.

Lustvoll lässt sie dabei Gegensätze aufeinanderprallen, aus denen sich - wie bei vielen Komödien -der Witz entwickelt. Denn da stehen sich nicht nur TV-Promis und die Landbevölkerung gegenüber, sondern auch der zunehmend erfolglose und alternde TV-Moderator Castro (Jean-Pierre Bacri), den niemand unterbricht, wenn er unglaublich schlecht ein Yves-Montand-Chanson singt, und junge Hip-Hopper um einen YouTube-Star (Mister V). Mit Castros Chauffeur und einer Kellnerin, die lieber Selfies mit den Berühmtheiten macht als sich um die Gäste zu kümmern, kommt auch die arbeitende Bevölkerung als Gegenpol zur genießenden High-Society ins Spiel, auch die Migrationsthematik wird nicht ausgespart und Konflikte zwischen Mann und Frau dürfen freilich auch nicht fehlen.

Schwungvoll und voll Esprit

Jaoui, die selbst Castros Ex-Frau spielt, macht sich mit geschliffenen Dialogen über jede Gruppe lustig und deckt das explosive Potential auf, das in den sozialen Gegensätzen stecken kann, wenn sich am Ende die Aggressionen entladen. Dank genauen Blicks rechnet sie treffsicher und bissig mit der heutigen Handy-und Medienwelt ebenso ab wie mit dem Gieren nach Berühmtheit und der Sehnsucht nach ewiger Jugend.

Nie ist der Spott aber vernichtend, denn immer spürt man, dass die Regisseurin ihre Figuren liebt und ihr deren Verhalten, deren Fehler und Schwächen nur allzu vertraut sind. Souverän hält die 54-jährige Französin mit leichthändigem Wechsel zwischen den einzelnen Personengruppen die Handlung in Schwung und kann bei dieser Gesellschaftssatire, die nicht zum schenkelklopfenden Lachen reizt, aber mit Esprit und Intelligenz schmunzeln lässt und punktgenau die Realität trifft, auch auf ein lustvoll aufspielendes Ensemble bauen.

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