Blackkklansman - © UPI - Adam Driver und John David Washington

"BlacKkKlansman": Eines schwarzen Cops Parforce-Ritt

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In seinem Film "BlacKkKlansman" setzt Spike Lee dem Kampf der Afroamerikaner gegen Ku-Klux-Klan und andere vorgestrige Rassisten ein sehenswertes Denkmal.

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In seinem Film "BlacKkKlansman" setzt Spike Lee dem Kampf der Afroamerikaner gegen Ku-Klux-Klan und andere vorgestrige Rassisten ein sehenswertes Denkmal.

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Spike Lee gehört längst zu den Großen des Film-Business dies- und jenseits von Hollywood. Und er ist eine Ikone des afroamerikanischen Kinos in den USA. Wer, wenn nicht er hätte sich des Stoffs annehmen sollen, den er in seinem neuen Opus "BlacKk-Klansman" ausbreitet? Der auf wahren Ereignissen beruhende Plot klingt absurd, stellt aber gerade jene Geschichte dar, die im Trump-Amerika anno 2018 erzählt werden sollte.

Ein absurd anmutender Coup

Man hat ja noch nicht gehört, dass der Twitter-Süchtige im Weißen Haus sein Mütchen auch an diesem Film gekühlt hätte. Aber der Plot kann einem wie den derzeitigen US-Präsidenten sicher nicht gefallen. Das wird von Anbeginn klar, wo Alec Baldwin - dem seine Trump-Parodien die herzliche Feindschaft des Protagonisten einbrachten -einen Cameo-Auftritt als weißer Rassist hat, der ein wenig Schwierigkeiten hat, seinen politischen Werbespot fürs Fernsehen in den Kasten zu bringen.

Der Plot von "BlacKkKlansman" ist dennoch keine mit Schaum vor dem Mund erzählte Anti-Rassismus-Story, sondern verfilmt einen geradezu absurd anmutenden Coup, mit dem Ron Stallworth, der erste schwarze Police Officer in Colorado Springs, anno 1978 den Ku-Klux-Klan unterwanderte.

Stallworth meldete sich damals aufgrund einer Annonce telefonisch beim Ku-Klux-Klan, um seine Mitarbeit anzubieten. Und die weißen Recken und lupenreinen Antisemiten fielen auf den telefonischen Beitritt herein. Nur wenn Stallworth, der seinen echten Namen verwendete, auch physisch bei den Klansmen anwesend sein musste, war ein -weißer - Doppelgänger vonnöten. Diesen fand Stallworth in Gestalt seines jüdischen Polizeikollegen Flip Zimmerman. Der Undercover-Gemeinschaft Stallworth-Zimmerman gelingt es tatsächlich, den Ku-Klux-Klan mit seinem Großmeister David Duke hereinzulegen und Anschläge auf Veranstaltungen und Redner der Black-Power-Bewegung in Colorado Springs zu verhindern.

Spike Lee erzählt das alles mit Witz und dramaturgischem Drive. Dass er dabei beide Seiten -die schwarzen Student(inn)en ebenso wie die weißen Rassisten -überzeichnet, gehört zur spielerischen Darstellung, der sich der Regisseur verpflichtet weiß.

Wobei schon anzumerken ist, dass Spike Lee das nicht einseitig tut: Ja, das Gros der Klansmen sind trottelige Hardcore-Rechtssextremisten, wohingegen ihr Anführer David Duke das Unschuldslamm gibt, das hinter einem Babyface die wahren Absichten zu verbergen imstande ist. Aber die schwarzweiße Undercoverriege dieser Stadtpolizei lässt sich davon nicht beeindrucken.

Topher Grace' Darstellung dieses David Duke passt perfekt zum geschilderten Setting. Aber insbesondere das Schauspiel der Protagonisten verleiht "BlacKk-Klansman" das nötige Leben. John David Washington, der den Ron Stallworth mimt, reüssiert perfekt und zeigt, dass er in die Fußstapfen seines Vaters Denzel Washington treten kann. Adam Driver vermag seinem Flip Zimmerman eine grandios linkisch-komische Note zu geben. Und die weißen Polizisten von Colorado Springs, allen voran Robert John Burke als Chief Bridges, atmen allesamt die Ambivalenz von politischer Korrektheit, aus der das alte Superioritätsgehabe immer wieder mehr oder weniger massiv hervorbricht.

Auch die afro-amerikanischen Rollen sind authentisch besetzt, allen voran mit Laura Herrier als Studentenführerin Patrice, auf die der Klan einen Anschlag plant. Und einmal mehr hält Altvorderer Harry Belafonte die Fahne der schwarzen Befreiungsbewegung hoch, indem er den alten Bürgerrechtsaktivisten Jerome Turner spielt, der vor den Studenten in Colorado Springs Gräueltaten der Weißen gegen Schwarze der letzten 100 Jahre auflistet.

Charlottesville 2017 erinnert

Dass die vor 40 Jahren spielende Geschichte aber heute ihre Fortsetzung findet, wird am Schluss klar, als Spike Lee sein Publikum brutal in die Gegenwart holt und die Ereignisse von Charlottesville in Originalbildern Revue passieren lässt, wo im Vorjahr die 32-jährige Heather Heyer von einem Neonazi getötet wurde. Ihr hat Spike Lee den ganzen Film gewidmet.

Auch die skandalöse Reaktion von Donald Trump auf den Mord rufen diese Bilder in Erinnerung, ebenso die Reaktionen von David Duke, der anno 2017 immer noch als Neonazi, Holocaustleugner und Trump-Fan aktiv ist. Übrigens hatte Duke viele Jahre Wohnsitze in Salzburg und Zell am See

"BlacKkKlansman" ist zweifelsohne politisches Kino, aber keine Agitation um jeden Preis, sondern ein Opus, das zwischen unbequemer Wahrheit und Tragikomödie changiert. Spike Lee ist viel zu sehr Filmemacher, als dass er sich bloß aufs Verkünden politischer Botschaften einlassen würde. Bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes wurde "BlacKkKlansman" mit dem Großen Preis der Jury gewürdigt.

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