Bohemien Rhapsody - © Centfox

"Bohemian Rhapsody": Vom Band-Leben eines Champions

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"Bohemian Rhapsody": Das Leinwandleben von Freddie Mercury und der Band Queen erweist sich als eine großartige Reminiszenz, ein wenig Wehmut - und überraschend wenig Hang zur Nostalgie.

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"Bohemian Rhapsody": Das Leinwandleben von Freddie Mercury und der Band Queen erweist sich als eine großartige Reminiszenz, ein wenig Wehmut - und überraschend wenig Hang zur Nostalgie.

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Für den Endfünfziger im Publikum ist es eine Reise zurück in die eigene Jugend: Das Biopic "Bohemian Rhapsodoy", das die Geschichte der Rockband "Queen" im Allgemeinen und ihres Lead-Sängers Farroukh Bulsara alias Freddie Mercury im Besonderen auf die Leinwand bringt, erfüllt, was Opulenz, Musik und Story betrifft, die Erwartungen. Letzteres verwundert auch gar nicht, war doch Drehbuchautoren-Legende Peter Morgan ("Die Queen", 2006) im Team mit dabei. Ein wenig turbulenter, als es auch das Presseheft verrät, dürfte es bei der Produktion zwar schon zugegangen sein: Regisseur Bryan Singer ("X--Man") wurde drei Wochen vor Drehschluss gefeuert und durch Dexter Fletcher ersetzt. Im fertigen Film firmiert Singer dennoch als Regisseur. Das Projekt, das bereits 2010 gestartet wurde, verschliss auch mehrere Hauptdarsteller:

Sacha Baron Cohen, der als erster Freddie Mercury auserkoren war, verließ 2011 das Team wegen künstlerischer Differenzen. Auch mit der zweiten Wahl Ben Whishaw zerschlug sich das Ganze, und erst Rami Malik konnte der schillernden Figur des Rockstars seine gelungene Präsenz verleihen. Dass Queen-Gitarrist Brian May (im Film von Gwilym Lee dargestellt) und Queen-Schlagzeuger Roger Taylor (gespielt von Ben Hardy) mit im Team dabei waren, versteht sich da fast von selbst.

Von der Gründung der Band anno 1970 bis zu deren legendären Auftritt bei Bob Geldofs monumentaler Afrika-Charity Live Aid, die 1985 u. a. im Londoner Wembley-Stadion stattfand, reicht der Erzählbogen. Für Letzteres wurde die Bühne von damals 1:1 wieder aufgebaut. Der 20-minütige Auftritt der Band war eine Sternstunde, nicht nur der Charity-Veranstaltung. Dazu liefert das Biopic jede Menge Originalmusik -mit den meisten Queen-Hits, nicht nur mit der titelgebenden "Bohemian Rhapsody", gibt es ein filmisches Wiedersehen: "We Will Rock You","We Are The Champions" et cetera.

Dass der auf Sansibar geborene Mercury, Abkömmling einer persischen Familie, in vielerlei Hinsicht eine Ikone des Lebensstils seiner Zeit war, verschweigt der Film zwar nicht. Dennoch ist -vielleicht ob des Bemühens, familientauglich zu bleiben -die Darstellung der Abgründe des lebenssatten Sängers mehr als schaumgebremst. Das mag als wirkliches Manko dieses Films benannt sein.

Exzesse, Promiskuität - und Aids-Tod

Aber die Kehrseite auch der künstlerischen Kraft waren Drogenexzesse und ein promiskes Sexualleben -und seine verschwiegene Homosexualität, die Freddie Mercury erst peu à peu outete. Der Queen-Leader war eines der prominentesten Aids-Opfer -er starb 1991 im Alter von nur 45 Jahren an der heimtückischen Krankheit.

Dies spart der Film zwar nicht aus, aber "Bohemian Rhapsody" endet mit dem Live-Aid-Auftritt der Band, bei dem Mercury vermutlich schon wusste, dass er HIV-positiv war. Für sein Siechtum, aber auch die letzte tragende Beziehung zu Jim Hutton, der Mercurys Sterben begleitete, war in diesem Lebens-Epos kein Platz.

Dafür umso mehr für Musik und atemberaubende Acts, die Hauptdarsteller Rami Malek durchaus glaubwürdig gelingen. Insgesamt bietet dieses Leinwandleben von Freddie Mercury und der Band Queen eine großartige Reminiszenz, ein wenig Wehmut - und überraschend wenig Hang zur Nostalgie.

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