Bones and all - © Warner

„Bones and All“: Menschen und Fleisch

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Luca Guadagnino gelingt episches Kino vom Feinsten – eine explosive Genremischung von Horror, Liebe, Coming of Age, Gangster und Roadmovie.

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Luca Guadagnino gelingt episches Kino vom Feinsten – eine explosive Genremischung von Horror, Liebe, Coming of Age, Gangster und Roadmovie.

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Bei der Viennale gehörte die Österreich-Premiere von „Bones and All“ zu den Highlights, kurz zuvor konnte Regisseur Luca Guadagnino aus Venedig den Silbernen Löwen für die Beste Regie mit nach Hause nehmen. Und nun kommt die zweite Spielfilmkooperation des italienischen Regisseurs mit Jungstar Timothée Chalamet auch regulär in die heimischen Kinos. Bekanntlich haben Chalamet und Guadagnino vor fünf Jahren mit „Call Me By Your Name“ ein filmisches Gustostückerl abgeliefert, das in puncto Liebesfilm Maßstäbe setzte – und heute noch der queeren Community als Referenzfilm für letztlich nicht stillbares Begehren zwischen einem Adoleszenten und einem jungen Erwachsenen gilt. Anstatt der mittlerweile erwarteten Fortsetzung dieser Geschichte hat sich Guadagnino an die neue Adaption einer literarischen Vorlage gemacht: „Bones and All“ heißt auch das (Jugend-)Buch von Camille DeAngelis – der Titel bezieht sich auf die „höchste“ Stufe des Kannibalismus, bei dem nicht nur Menschenfleisch, sondern eben auch die Knochen und das, was sonst noch an einem Körper dran ist, verzehrt werden.

Ein nicht ganz appetitliches Setting, das man auch als Fortschreibung des Vampirmotivs im 21. Jahrhundert verstehen kann: Während die altbekannten Untoten sich nach ihrem mitternächtlichen Auferstehen am Blut anderer Menschen laben und diese dann dadurch auch in Vampire verwandeln, sind es in „Bones and All“ leibhaftige Menschen (und keine Verstorbenen), die sich allerdings zum Überleben hin und wieder an Menschenfleisch gütlich tun müssen – welches durchaus auch von frischen Leichen „geliefert“ werden kann. Aber diese Marotte der Evolution ist für die davon Betroffenen doch mehr als lästig: So wird Teenager Maren von ihrem Vater zu Hause eingesperrt, weil sie mit ihrem Verlangen nach Menschenfleisch schon mehr als ungut aufgefallen ist. Als sie sich dennoch zu einer Übernachtungsparty bei einer Freundin davonstiehlt, überkommt es sie wieder … Ihr Vater hat nun genug und wirft Maren aus dem gemeinsamen Haushalt und schickt sie auf die Suche nach ihrer Mutter. Ein Roadmovie mit einer verhaltensoriginellen Protagonistin wird der Film alsbald. Auf ihrer Reise durch die Staaten begegnet Maren dem grindigen Bruder im Kannibalengeiste Sully (Mark Rylance), der sich an Sterbende heranmacht, um für seine Fleischesverlangen nicht töten zu müssen.

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