Seitenwechsel - © Foto: John Baer/Netflix © 2021

"Bruised" und "Seitenwechsel": kantig und schwarzweiß

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Eine Frau im Boxring und zwei Frauen zwischen Schwarz und Weiß

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Eine Frau im Boxring und zwei Frauen zwischen Schwarz und Weiß

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Die eine mag es kantig, knackig und brutal, die andere lieber schwarzweiß, gediegen, aber nicht minder spannungsgeladen. Halle Berry und Rebecca Hall haben auf den Regiestuhl gewechselt und zeigen ihre Erstlingswerke im Programm von Netflix.

Das ist auch ein Signal für die Frauen in der Branche, die unter Ungleichbehandlung leiden und dies auch entsprechend kundtun. Aber Hollywood scheint langsam zu lernen, dass man Frauen auch Regiejobs geben kann.

In „Bruised“ spielt Halle Berry auch die Hauptrolle: Sie ist als Martial-Arts-Kämpferin eigentlich schon in Pension; früher vermöbelte sie ihre Gegnerinnen im Ring, heute geht sie Klos putzen, um über die Runden zu kommen. Es folgt eine Dramaturgie à la „Rocky“: Da kommt jemand zurück in den Ring, es bedarf großer Anstrengungen und vieler Blessuren, um gegen die jüngere Konkurrenz zu bestehen. Die Variation, die Halle Berry für ihren Film wählt, ist die: Eines Tages taucht ihr Sohn auf, den sie nach der Geburt weg gab, und will nun von ihr betreut werden. Wie das zusammengeht, auf der einen Seite die Wettkampfkarriere neu zu starten, auf der anderen Seite behütende Mutter eines Kindes zu sein, das erzählt „Bruised“ in durchwegs brutalen und intensiven Momenten. Letztlich bleibt Berry aber in den Klischees des Genres stecken, in das sie sich begeben hat: Haudrauf ist nicht immer die Antwort.

Nach einer Antwort sucht auch Rebecca Hall in „Seitenwechsel“, in dem sie selbst nicht mitwirkt. Sie erzählt von zwei alten Freundinnen, die sich im New York des Jahres 1929 zufällig wieder treffen: Irene (Tessa Thompson) und Clare (Ruth Negga) sind zwei afroamerikanische Frauen, die durch ihre ethnisch gemischten Hintergründe durchaus auch als Weiße „durchgehen“ könnten. Während Irene das nutzt und an der Seite ihres zutiefst rassistischen Ehemanns John (Alexander Skarsgård) ein Leben in Saus und Braus lebt, ist Claire noch immer in Harlem zuhause. Das Treffen entwickelt sich zum Ausgangspunkt für dramatischen Wandel in beider Leben. Hall fängt die Stimmung in eleganten Schwarzweiß-Bildern vortrefflich ein, es geht bei ihrem Film um gesellschaftliche Zwischentöne, deren Relevanz man auf kurzweilige Weise begreift.

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