"Corpus Christi": Alles andere als ein "falscher" Priester
In seiner katholischen Köpenickiade „Corpus Christi“ hält Jan Komasa nicht nur der Kirche einen Spiegel vor, sondern stellt sein Publikum vor die Frage, wer für Gott sprechen darf.
In seiner katholischen Köpenickiade „Corpus Christi“ hält Jan Komasa nicht nur der Kirche einen Spiegel vor, sondern stellt sein Publikum vor die Frage, wer für Gott sprechen darf.
Trotz aller Anfechtungen, nicht zuletzt durch den Missbrauchsskandal, ist die katholische Kirche in Polen eine weit präsentere gesellschaftliche Kraft als in vielen anderen Ländern Europas. Glaubensfragen lassen sich in diesem Kosmos immer noch über (oder: gerade an) priesterlichen Gestalten erzählen, auch wenn diese längst keinen frömmelnden Idealen mehr entsprechen.
Jan Komasas Film „Corpus Christi“ verhandelt denn auch an einem jungen Priester die sozialen und religiösen Zeitfragen, die wohl auf die polnische Situation gemünzt scheinen, tatsächlich aber weit tiefer reichen als in ein nationalreligiöses Kolorit. „Corpus Christi“ erzählt die auf einer wahren Begebenheit fußende Geschichte des 20-jährigen Daniel, der in der Tristesse und den brutalen Rangkämpfen einer Jugendstrafanstalt den charismatischen Gefängnispriester Tomasz als existenzielle Stütze erfährt.
Die unkonventionelle, bodenständige Predigt des Paters fasziniert den drahtigmuskulösen Burschen so sehr, dass er den Wunsch äußert, Priester zu werden. Das sind aber Flausen, die ihm Pater Tomasz sogleich austreibt, denn einen verurteilten Straftäter lässt die strenge Kirche nie und nimmer zum Priesteramt zu.
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