"Curveball": Spionage braucht die Wahrheit nicht

Während in den großen Kinosälen Daniel Craig alias 007 zurzeit blockbustert, was das Zeug hält, kommt ein kleiner, feiner Konkurrent aus dem Spionagefilm-Genre in die Programmkinos: „Curveball – Wir machen die Wahrheit“ von Johannes Naber ist nach einer wahren Geschichte gedreht und zeigt, dass die Realität mit der Fiktion des Bond-Kosmos durchaus mithalten kann.

Schon 1997 sucht Arndt Wolf, Biowaffenexperte des BND im Irak, nach einer Anthraxproduktion, mit der Saddam Hussein die Welt bedrohen könnte. Er findet zwar nichts, ist aber auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland von der Idee besessen, dass es diese gibt. Als ihm der Irak-Flüchtling Rafid Alwan die Geschichte auftischt, dass Anthrax in mobilen Laboren kreuz und quer durch den Irak transportiert wird, glaubt er, den gesuchten Beweis gefunden zu haben. Allerdings gesteht Alwin bald, das alles erfunden zu haben – und Wolf wird darob vom BND geschasst. Dann aber kommt 9/11, und die USA brauchen „Beweise“ für Massenvernichtungswaffen im Irak, egal ob falsche oder richtige. Alwans Geschichte kommt der CIA da recht – und es nützt nichts, dass Experte Wolf um die Wahrheit kämpft. Das Ergebnis ist bekannt: Mit der Lüge der Massenvernichtungswaffen begannen die USA den Krieg gegen Saddam Hussein – das Chaos im Irak nahm seinen Anfang.

Johannes Naber erzählt das anhand der Geschichte des gescheiterten Helden Wolf (überzeugend: Sebastian Blomberg) gradlinig, aber natürlich weder spektakulär, noch mit dem Apparat der großen Spionagefilme. Aber mit der Historie im Hintergrund wird auch diese Geschichte spektakulär. Und eine filmische Parabel.