ausmeinerhaut - still - © Foto: Filmladen

Das Ich als eine Insel

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FURCHE-Autorin Alexandra Zawia über den Scifi-Film „Aus meiner Haut“ von Regisseur Alex Schaade.

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FURCHE-Autorin Alexandra Zawia über den Scifi-Film „Aus meiner Haut“ von Regisseur Alex Schaade.

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Wie lange war ich weg?“, fragt Leyla (Mala Emde) ihren Freund Tristan (Jonas Dassler), als sie an Deck einer Fähre an seiner Schulter aufwacht. Seit Jahren hat sie einen wiederkehrenden Traum, in dem sie ertrinkt. Zu lange schon macht er ihr keine Angst mehr, so tief steckt sie in einer Depression. Die beiden Mittzwanziger sind ein seit vielen Jahren vertrautes Paar; nun setzen sie auf eine Insel über, wo Leylas ehemalige Studienkollegin Stella (Edgar Selge) jeden Sommer ein esoterisches Camp abhält, bei dem die Teilnehmer untereinander die Körper tauschen können. Sie lebt im Körper ihres Vaters, den er mit ihr getauscht hatte, kurz bevor „sie“ an einem Aneurysma starb. Klingt alles etwas viel auf einmal, aber Alex Schaades Science-Fiction-Liebesfilm „Aus meiner Haut“ schafft das Kunststück, nicht in die Lächerlichkeit abzudriften. Das liegt zum Großteil an der herausragenden schauspielerischen Leistung Jonas Dasslers und der vielschichtigen Kameraarbeit, aber auch an der wendungsreichen Entwicklung der Geschichte. Leyla und Tristan tauschen zuerst mit dem sehr gegensätzlichen Paar Fabienne (Maryam Zaree) und Mo (Dimitrij Schaad), doch was für Leyla der lang ersehnte Wunsch nach der Flucht „aus ihrer eigenen Haut“ ist, macht Tristan große Probleme und sie brechen ab. Dennoch will Leyla nicht mehr in ihren „bleiernen“ Körper zurück. Sie findet in einem anderen Campteilnehmer einen neuen Tauschpartner, was Tristan und sie auf eine noch tiefere Ebene ihrer Beziehung bringt, doch das „Aufgehen“ im anderen steht bis zum Schluss auf andere Weise aus. Schaad verhandelt die große Frage nach dem Zusammenhang zwischen Körper und Persönlichkeit, zwischen seelischem, psychischem, „innerem“ Zustand und „äußerer Hülle“ ohne jegliche Angst vor Logiklöchern. Andererseits ermöglicht das einen sehr subjektiven und emotionalen Blick auf ein Ich als Insel.

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