Konversation ist alles, und doch kann dabei nichts gesagt werden. Zumindest deswegen passt „Zwischen den Zeilen“ als Titel für Olivier Assayas’ neuen Film, denn schon in der ersten Szene geht es ans Eingemachte – aber der Betroffene merkt das nicht (der Zuschauer natürlich schon): Verleger Alain (Guillaume Canet) trifft sich mit seinem Autor Léonard (Vincent Macaigne) zum Arbeitsessen, und die beiden Herren parlieren über die Veränderungen auf dem Buchmarkt und die Schwierigkeiten, heute einen Verlag zu führen.
Léonard möchte auch herausfinden, was Alain, sein Verleger, über sein neuestes Manuskript denkt. Nur Gutes, versichert ihm der Buchproduzent, aber erst beim Hinausgehen, als der Schriftsteller den Verleger direkt fragt, wann er das Buch veröffentlichen wird, redet Letzterer Tacheles.
Allein die Eingangssequenz dieses Kammerspiels spannt die Fläche aus, auf der die Protagonisten mitunter arg ausrutschen. Alains Gesponsin Selena (Juliette Binoche), die in einer TV-Action-Serie eine Art Kommissarin darstellt, hat beziehungsmäßig ebenso dunkle Geheimnisse wie ihr Mann. Und Schriftsteller Léonard ist (berufsbedingt?) ein Schwerenöter, was auch seine Beziehung mit Valerie (Nora Hamzawi) verkompliziert. Mit „Double Vies“ (übersetzt: „Die Doppelleben“) bringt der französische Originaltitel die Problemlage auf den Punkt