"Der Fall Richard Jewell": Wenn der Held zum „Held“ wird
Clint Eastwood, bald 90, drischt in „Der Fall Richard Jewell“ auf zwei Feindbilder des rechten Amerika ein: Medien und Exekutive.
Clint Eastwood, bald 90, drischt in „Der Fall Richard Jewell“ auf zwei Feindbilder des rechten Amerika ein: Medien und Exekutive.
Wenn die Normalität wieder ins Land zurückkehrt, wenn auch die Kinos wieder öffnen, weil dieses schöne soziale Erlebnis wieder sicher genossen werden kann, dann wird wohl auch die jüngste Arbeit von Clint Eastwood mit im Angebot sein. Eigentlich wäre „Der Fall Richard Jewell“ dieses Wochenende gestartet, um im schnörkellosen Stil des Altmeisters auf zwei einzudreschen, die im rechten Amerika nicht gut angeschrieben sind: die Exekutive und vor allem die Medien. Wohlwollender gesagt, mahnt er darin gegen die Vorverurteilung, die sich bei geringstem Verdacht verselbstständigt und Existenzen zerstört.
„Man bekommt nicht zurück, was man ursprünglich war“, resümierte Jewell gegenüber dem Magazin Vanity Fair, auf dessen Reportage Drehbuch und Film beruhen. Bei ihm wäre damit auch die gebührende Anerkennung verbunden gewesen. Am 27. Juli 1996, bei einer Rahmenveranstaltung der Olympischen Spiele in Atlanta, entdeckt er als Sicherheitsmann einen verdächtigen Rucksack und rettet mit seinem Vorgehen etliche Menschen vor der Explosion der darin versteckten Bombe. Drei Tage lang wird er als Held gefeiert, dann wird publik, dass sich der Verdacht u. a. des FBI gegen ihn richtete – er passt ins Profil des Einzeltäters, der Aufmerksamkeit sucht.