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Der köstliche alte Mann heißt Silvia Fenz

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Alte Männer sind eines der wenigen Rollenfächer ohne Überangebot, denn alte Männer hüpfen nicht im Dutzend aus den Schauspielschulen. Der köstlichste alte Mann, der derzeit in einem Wiener Theater zu bewundern ist, heißt Silvia Fenz. Sie spielt im Schauspielhaus den Rechtsanwalt Pridamant aus der Feder des Pierre Corneille als krächzendes altes Männ-lein mit zerfledertem weißem Bart, zerbrechlich, dem Tode nahe, mit krächzender Stimme, eine Kunstfigur, die mehr bietet als den bekannten, abgebrauchten Frau-spielt-Mann-Effekt. Sie lohnt es, „Die Illusion” zu besuchen. Sie, sowie die arti-fizielle, hochästhetische Bühne und das Licht von Philippe Arlaud. Der Rest bietet wenig mehr als bedeutungsschwer aufgeladene Langeweile. Das Ganze wirkt, obwohl Tony Kushner Corneilles anno 1635 urauf-geführtes „Spiel der Illusionen” umgeschrieben und aufzuputzen und auf Glanz zu bringen versucht hat, abgestanden. Pridamant hat einst mutwillig seinen Sohn verstoßen und jetzt packt ihn das Gewissen und er will ihn noch einmal sehen. Meldeamt gibt es noch keines, also erbittet er die Hilfe des Magiers, der ihn eine fiktive Version vom Leben des Sohnes erleben läßt, die, immer wieder leicht abgewandelt, zu den Standardgeschichten des Theaters zu Corneilles Zeit gehört. Erstaunlicherweise ist dem Bearbei-ter Kushner dazu nicht viel mehr als ein kleines Verwirrspiel mit den Namen und ein bißchen Symbolisches über das Leben und die Illusion für das Nachspiel eingefallen. Aber auch Regisseur Hans Gratzer fiel wenig ein, was für die Notwendigkeit dieser Inszenierung sprechen könnte. Eine dankbare Abschiedsrolle für Silvia Fenz also, die leider Wien verläßt. Mehr ist nicht zu entdecken.

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