Der österreichische Film. Ein Wunder

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Könnte gut sein, dass sich das Schauspiel vom letzten Sonntag am 7. März wiederholt – und dann die Nation jubelt: „Wir sind Oscar“. Noch ist es nicht soweit, doch die Golden Globes für Christoph Waltz (Bester Nebendarsteller) und Michael Haneke (Bester nicht-englischsprachiger Film) zeigen, dass es auf den Film-Olymp nicht mehr weit ist.

Im Fall von Christoph Waltz’ Darstellung des SS-Obersten Hans Landa in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ handelt es sich vielleicht noch um eine nationale Beiläufigkeit: Dass Waltz ein Österreicher ist, mag Zufall sein, „typisch österreichisch“ am ehesten, dass der Golden Globe- und Cannes-Preisträger 53 werden musste, bis ihm die Weltkarriere winkte.

Das nun ebenfalls als Cannes- und Golden Globe-Sieger ausgewiesene „Weiße Band“ von Michael Haneke dagegen ist ein weiterer Beweis dafür, dass ein allzu kleines Filmland mit allzu wenig finanziellen Möglichkeiten es – allen Widrigkeiten und Wahrscheinlichkeiten zum Trotz – zu internationaler Beachtung, und man kann endlich auch sagen: zu internationaler Bedeutung bringen kann. Anno 2008 der Auslands-Oscar für „Die Fälscher“ von Stefan Ruzowitzky, 2009 die Nominierung in der nämlichen Kategorie für Götz Spielmanns exzeptionelle Regie-Arbeit „Revanche“… Die Beispiele lassen sich weiterführen: So heimste heuer in Cannes Rainer Frimmels und Tizza Covis „La Pivellina“, das berührende Porträt italienischer Warmherzigkeit am Rand der Gesellschaft, einen der kleineren Preise ein. Oder „Lourdes“, der Wunder-Film von Jessica Hausner, der in Venedig ordentlich auffiel und ebenfalls mit Preisen bedacht wurde.

Unermüdliches Engagement

Auch wenn es die Branche nicht so gerne hört: Es mutet doch als Wunder an, dass Österreichs Film so reüssiert. In erster Linie ist das unermüdlichem Engagement und unerbittlichem Glauben an die Chancen des heimischen Films zu verdanken. Dass Michael Haneke fast 68 wird, um am Zenit seines Erfolgs anzukommen, mag Indiz dafür sein, welche Ausdauer für einen österreichischen Filmemacher nötig ist, um in der großen weiten Filmwelt anzukommen. Ähnliches gilt für die Produzentenseite: Wie etwa Veit Heiduschka und seine Wega-Film die Unterstützung für Haneke und seine Filmkunst nie aufgegeben und ihm als (Ko-)Produzent die Stange gehalten haben, ist Teil der nun mit dem Golden Globe gekrönten Erfolgsstory.

Die aber war und ist von äußerst widrigen Rahmenbedingungen umgeben: Es gibt nach wie vor keine heimische Filmförderung, die dem diesbezüglichen Standard anderer europäischer Länder vergleichbar wäre. Und man erinnert sich, dass der sich kaputtsparende ORF noch vor wenigen Wochen das Film-/Fernsehabkommen, die beinahe wesentlichste Säule von finanzieller Ermöglichung des österreichischen Kinofilms, aufkündigen wollte und erst durch das in Beratung befindliche ORF-Gesetz zur Räson gebracht werden konnte.

Kunstministerin Claudia Schmied (SPÖ) kommentierte den Golden-Globe-Erfolg auch als „erneuten Ansporn, das von ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf versprochene Filmfördermodell umzusetzen“. Dieses neue Fördermodell nach deutschem Vorbild war für Ende 2009 avisiert – und ist längst noch nicht auf Schiene. Ob der Preisregen für den heimischen Film daran etwas ändert?

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