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„Der Passfälscher“: In einer schrecklichen, aber nicht nur bleischweren Zeit

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Die Regisseurin Maggie Peren erzählt die Geschichte zweier junger jüdischer Männer während der Schoa.

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Die Regisseurin Maggie Peren erzählt die Geschichte zweier junger jüdischer Männer während der Schoa.

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Die Frage, wie die Schoa und das Vielleicht-doch-Überleben von Juden unter der NS-Herrschaft filmisch zu thematisieren sind, wird ein Menschenalter nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf eigene Weise virulent: Die Zeitzeugen sind fast alle tot, das, was zu dokumentieren ist, scheint weitgehend abgearbeitet. Und ein Publikum heute noch dafür zu interessieren ist eine Herausforderung für die Kunstform Film.

Erst recht schwierig wird es bei der Zumutung, sich dem ernsten Geschehen komödiantisch nähern zu wollen, ohne die Historie auch nur irgendwie zu verharmlosen. Stefan Ruzowitzkys „Die Fälscher“ war bekanntlich vor 15 Jahren ein gelungener, auch oscargekrönter Versuch dazu. Nun wagt sich die deutsche Regisseurin Maggie Peren, die sich Anfang der 2000er Jahre als Drehbuchautorin des Filmdramas „Napola – Elite für den Führer“ mit der NS-Zeit beschäftigt hat, an diese Art der Vergangenheitsdarstellung im Kino.

In „Der Passfälscher“ erzählt sie die Geschichte des Juden Cioma Schönhaus (1922–2015), der als Jude zunächst in Berlin überlebte und sich dann, 1943, nach einer abenteuerlichen Flucht in Uniform eines Wehrmachtssoldaten in die Schweiz durchschlug. 1942 war der 20-Jährige in der deutschen Hauptstadt zurückgeblieben – Eltern und Verwandte waren längst deportiert worden; weil Ciomas Arbeitskraft in einer Rüstungsfabrik gebraucht wurde, durfte er – zunächst – bleiben. Der junge Mann kam mit Mitgliedern der Bekennenden Kirche in Kontakt und betätigte sich als Passfälscher, mit denen den Jüdinnen und Juden eine falsche, aber rettende Identität verschafft wurde. Erst als die NS-Schergen Schönhaus auf die Schliche kamen, musste er auch selbst mit gefälschten Papieren flüchten.

Regisseurin Peren geht diese Geschichte nicht als Heldenepos an, sondern zeigt Cioma und seinen Freund Det als junge jüdische Männer, die in den Tag hinein leben und sich der Verfolgung fast spielerisch zu entziehen suchen. Das Leben unter diesem Regime war auch ein Leben mit heiteren bis grotesken Zügen, das Damoklesschwert der Deportation schwebte trotz allem über der Lebenslust dieser jungen Leute. Peren gelingt es, den Zwiespalt – es faustdick hinter den Ohren zu haben und dennoch an Leib und Leben bedroht zu sein – glaubhaft aufzulösen – was ganz wesentlich im Schauspiel von Louis Hofmann in der Rolle des Cioma gelingt: Der überlebt, der andere, Det (Jonathan Berlin), entkommt dem Schicksal nicht. Ein gelungener und legitimer filmischer Zugang zu dieser schrecklichen, aber nicht nur bleischweren Zeit.

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