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„Der Schein trügt“: Drei Spielarten der Verworfenheit

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Goran Navojec spielt in „Der Schein trügt“ von Srđan Dragojević einen Kommunisten mit Heiligenschein.

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Goran Navojec spielt in „Der Schein trügt“ von Srđan Dragojević einen Kommunisten mit Heiligenschein.

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Über Nacht ist dem Kommunisten Stojan (Goran Navojec) ein Heiligenschein gewachsen. 1993 mit Frau und Tochter in einem ärmlichen Randgebiet Belgrads lebend, traut sich der gutmütige Bauarbeiter nur mehr mit Kappe unter Leute. Seine resolute Gattin Nada (Ksenia Marinković) stiftet ihn an, zu sündigen – dann müsste der Heiligenschein doch eigentlich verschwinden. Stojan hat Blut geleckt – und zerstört bald seine Familie: Die Frau schlägt er und betrügt er mit ihrer besten Freundin, die minderjährige Tochter schickt er auf den Strich; wie zum Fleiß misslingen sämtliche Suizidversuche, stattdessen tötet er einen Unterweltboss mit einer Discokugel.

Teil zwei spielt acht Jahre später und handelt vom schizophrenen Künstler Gojko (Bojan Navojec), der wegen eines Doppelmordes zum Tode verurteilt wird. Der Gefängnisdirektor ist Stojan – und der ist fest entschlossen, das Urteil zu exekutieren, obwohl sich Gojan über Nacht verwandelt hat: in ein Baby.

In der nahen Zukunft – im Jahr 2026 – heißt es schließlich: „Unsere Kreativindustrie hat uns den Eintritt ins goldene Zeitalter ermöglicht.“ Gojkos Galeristin ist Stojans Tochter Julija (Nataša Marković), mit ihrer Mutter lebt der Maler auf der Straße. Aber: Seine Gemälde stillen im Wortsinne den Hunger.

In den drei Episoden werden diverse Spielarten der Verworfenheit mit einem gallig-bösen Humor durchdekliniert. Ein Abgesang auf ein postkommunistisches – zutiefst gespaltenes – Serbien, wie manche Kritiker behaupteten? Vielleicht nur eine unterstellte Absicht – und stattdessen eine Parodie auf filmische Betroffenheitszumutungen? Diesfalls gerne auch mit brachialen Flachwitzen garniert.

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