"Die bauliche Maßnahme": Film als notwendige Maßnahme

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Zu Nikolaus Geyrhalters Dokumentarfilm "Die bauliche Maßnahme".

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Zu Nikolaus Geyrhalters Dokumentarfilm "Die bauliche Maßnahme".

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Bereits vor sieben Jahren thematisierte Nikolaus Geyrhalter in "Abendland" den europäischen Grenzschutz: Beklemmend, wie er die Abschottung der EU-Außengrenze zur Ukraine filmte. In "Die bauliche Maßnahme" geht es um Grenzziehung in der Mitte des Kontinents: 2016 begann Österreich, an der Brennergrenze Vorkehrungen für Kontrollen und einen Zaun zu treffen. Geyrhalter fuhr zum geschichtsträchtigen Pass und dokumentiert mit seinem wachen (Film-)Auge das Lebensgefühl jenseits und vor allem diesseits der Grenze. Er spricht mit Jägern, Bauern, Wirtsleuten, Polizisten, Milchfahrern, dem Herrn Pfarrer - und auf der italienischen Seite mit dem schwarzen Baustellenleiter beim Brenner-Basistunnel.

Die Menschen, die dem Film die Stimme leihen, entpuppen sich nicht als rabiate Heimatschützer oder "naive" Flüchtlingsfreunde. Des Volkes Seele kann - jedenfalls da im heiligen Land Tirol - differenziert und reflektiert an die Themen Grenze, Zaun und Flüchtlinge herangehen. Hier findet endlich so etwas wie Diskurs und Nachdenken statt, wie mit dem gesellschaftlich-politischen Problem umzugehen wäre. So unaufgeregt und abseits populistischer Parolen sollte die Auseinandersetzung geführt werden. Der Dokumentarfilm als moralische Anstalt?"Die bauliche Maßnahme" plädiert auf eigene Weise geradezu nonchalant für den Diskurs. Denn allein dieser ist zurzeit bereits eine moralische Aufgabe. Grandios gelöst: "Die bauliche Maßnahme" wurde 2018 zu Recht mit dem Großen Diagonale-Preis als bester heimischer Dokumentarfilm ausgezeichnet. (Otto Friedrich)

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