Narziss und Goldmund - © Foto: Sony

"Narziss und Goldmund": Die Opulenz dieses Mittelalters

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Otto Friedrich über die Verfilmung von Hermann Hesses "Narziss und Goldmund" von Stefan Ruzowitzky.

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Otto Friedrich über die Verfilmung von Hermann Hesses "Narziss und Goldmund" von Stefan Ruzowitzky.

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Schon erstaunlich, dass sich bislang niemand an „Narziss und Goldmund“, den Film gewagt hat, zumal das Buch von Hermann Hesse bekanntlich seit seinem Erscheinen anno 1930 Kult ist. Aber offenbar sperrte sich die Opulenz der Handlung bislang allen cineastischen Versuchen, den literarischen Stoff zu bändigen. Stefan Ruzowitzky, zurzeit gewiss Österreichs kompetentester Mainstream-Filmer, gelang ebendies mit einigen Kunstgriffen (vgl. auch das nebenstehende Interview). So ließ er die Gestalt des Mönches Narziss, der in Hesses Erzählung nur am Anfang und am Ende vorkommt, im Film immer wieder auftauchen. Und einige der zahlreichen Abenteure des nach Lebens sattigkeit heischenden Goldmund deutet der Film in ganz kurzen Sequenzen an.

Opulenz ist das beste Wort, um den Ruzowitzky’schen Hesse-Versuch zu charakterisieren. Das betrifft die Ausstattung des Films ebenso wie das Ensemble, in dem der Film die Crème des deutschsprachigen Schauspiels versammelt, darunter so Namen wie André Hennicke, Uwe Ochsenknecht, Sunnyi Melles, Georg Friedrich, Johannes Krisch oder Branko Samarowski in kurzen und kürzesten Rollen. Schon allein diese Zusammenstellung aktueller Mim(inn)enkunst zeigt die Dimension des filmischen Unterfangens. Und die Besetzung der beiden Protagonisten vervollständigt obigen Befund: Als Mönch Narziss, der Gottgeweihte mit homo erotischen Zügen, firmiert Sabin Tambrea, dem die fragile und zarte bis zärtliche Darstellung alles in allem gut gelingt.

Der Kontrast zum kraftstrotzend bis stürzenden Charakter von Goldmund könnte auch im Film nicht größer sein, und Jannis Niewöhner füllt diese Rolle sichtbar mit Lust aus. Eine historisch-kritische Abbildung des Mittelalters wollte Ruzowitzky sowieso nicht liefern, aber der romantisierenden Sicht von Hesse wird er durchaus gerecht: Ein „Schinken“ von einem Film mag dieser „Narziss und Goldmund“ sein, aber ob der Vorlage scheint dieser Zugang gerecht. Dieser Regisseur schafft auch derartiges Kino.

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