Perfekte Kandidatin - © Foto: Filmladen

"Die perfekte Kandidatin": Aufstrebende Selbstbestimmung

19451960198020002020

Walter Gasperi über den Film "Die perfekte Kandidatin" von Haifaa Al-Mansour.

19451960198020002020

Walter Gasperi über den Film "Die perfekte Kandidatin" von Haifaa Al-Mansour.

Werbung
Werbung
Werbung

In ihrem Debüt „Das Mädchen Wadjda“, das gleichzeitig der erste saudische Film überhaupt war, erzählte Haifaa Al-Mansour 2012 von einem Mädchen, das darum kämpft, Rad fahren zu dürfen. Ein Jahr später wurde dies Frauen schließlich offiziell erlaubt und 2018 fiel endlich auch in Saudi-Arabien als letztem Land weltweit das Verbot, dass Frauen Auto fah ren dürfen. Ganz selbstverständlich lenkt so die junge Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani) ihren Wagen über die durch Schlaglöcher schwer beeinträchtigte Zufahrtsstraße zur Klinik, in der sie arbeitet. Dort allerdings erfährt sie ebenso Diskriminierungen wie im Alltag, unbeschwert agieren kann sie nur im privaten Raum. Zur Kandidatin für die Gemeinderatswahlen wird sie aber eher durch Zufall, entwickelt dabei rasch Elan und organisiert mit ihren beiden Schwestern den Wahlkampf.

Rund und mit viel Feingefühl erzählt AlMansour diese Geschichte eines erwachenden weiblichen Selbstbewusstseins. Kameramann Patrick Orth sorgt für bestechende Bilder, gleichzeitig bietet die saudisch-deutsche Koproduktion durch diese aufgeräumt-saubere Ästhetik, aber auch durch die drei allzu schönen jungen Protagonistinnen insgesamt doch etwas zu glatte Feelgood-Unterhaltung. Den Wahlkampf Maryams verbindet AlMansour dabei mittels Parallelmontage mit einer Tournee des Vaters mit seiner Band, deren Auftritte durch kulturfeindliche Extremisten bedroht werden. Damit erinnert „Die perfekte Kandidatin“ an die reiche Kultur dieses Landes und lässt schließlich auch Maryam sich dieser erinnern, wenn sie bei einer Hochzeit das Lieblingslied ihrer verstorbenen Mutter singt. So erzählt Al-Mansour auch davon, dass eine positive Zukunft Saudi-Arabiens nur in der Verbindung dieser Traditionen einerseits und einem gesellschaftlichen Wandel andererseits liegen kann und macht in seinem sanften und warmherzigen Erzählton Hoffnung, dass dieser Spagat gelingen kann.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung