Ein Königlein der Lüfte

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Es war mitten im Krieg, dem zweiten weltumspannenden, als Disney das Zeichentrick-Opus "Dumbo" in die Kinos brachte. Gerade eine Stunde lang flimmerte das Geschehen um den kleinen Elefanten, der ob seiner zu groß geratenen Ohren fliegen kann, über die Leinwand. Und immerhin heimste "Dumbo" 1942 den Oscar für die Beste Filmmusik ein.

Tim Burton und Disney sei Dank, kommt anno 2019 neues Leben in die alte Geschichte: Der Star-Regisseur, der sich bekanntlich auch schon mit "Alice im Wunderland" (2010) eines Disney-Stoffes angenommen hat, verfilmt nun "Dumbo" mit realen Schauspielern und teilweise per Animation in den Film hineinmontiertem Getier. Und Burton verlegt den Plot seinerseits in ein Kriegsszenario, genauer ins Jahr 1919, als der Erste Weltkrieg zu Ende ist und der ehemalige Star des Zirkus Medici, Holt Farrier (Colin Farrell), aus dem Krieg zu seinem Arbeitgeber zurückkehrt.

Farrier hat in Europa seinen linken Arm zurückgelassen, und als ob die Invalidität nicht schon schlimm genug wäre, ist während seiner Abwesenheit die Frau verstorben -und der Witwer muss sich seiner beiden Kinder Milly und Joe annehmen. Die Pferde, das größte "Kapital" von Farrier, sind nicht mehr, denn Zirkusprinzipal Max Medici (Danny DeVito) hat sie ob finanzieller Nöte verscherbelt.

Ein bisserl was hat der Direktor aber doch springen lassen, indem er die trächtige Elefantenkuh Dumbo erworben hat, aber als ihr Klein-Dumbo mit den hässlichen Riesenohren auf die Welt gekommen ist, sucht man die Mama möglichst schnell loszuwerden -zumal sie überdies in einer Aufwallung von Mutterinstinkt das Zirkuszelt zum Einsturz bringt, um den Kleinen vor der johlenden Menge im Zelt zu schützen. Aber -das erzählt "Dumbo" von 2019 ebenso wie der Zeichentrick-Vorgänger -der kleine Elefant kann fliegen. Und das macht ihn zum begehrten Objekt -nicht nur des Publikums, sondern auch eines üblen Geschäftemachers wie des Rummelplatz-Königs V. A. Vandervere (Michael Keaton), der den ganzen Zirkus seinem Entertainment-Imperium einverleibt - aber in Wirklichkeit Böses im Schilde führt.

Der Plot von "Dumbo" 2019 unterscheidet sich substanziell von "Dumbo" 1941. Aber dafür kann Tim Burton einmal mehr ins Volle greifen, wenn es um kinematografische Technik des 21. Jahrhunderts geht.

Große Städte und kleines Elend

Die Visualisierungen von Klein-Dumbo sind atemberaubend, und ob in einer Batman-Verfilmung oder in etwas familienfreundlicherem Ambiente, eben eines klassischen Zirkus, können große Städte und kleines Elend, aber auch ebensolches Glück gekonnt via 3D für Kinderaugen (und nicht nur für die ...) aufbereitet werden.

Vom Gehalt muss man sich da gar nicht viel erwarten, beziehungsweise der ist ohnehin erwartbar: Der böse Kapitalist (Vandervere) will die guten Kleinen vernichten, aber es geht natürlich nicht gegen den Kapitalismus, denn der Banker hinter Vandervere lässt ihn zeitgerecht fallen und macht sich mit den Geschundenen gemein. Und die Kleinen halten zusammen, die Kinder sind die wahren Sieger und machen sogar aus dem depressiven Kriegsheimkehrer Farrier einen Prachtvater, wie er im Buche steht. Kinder, was wollt ihr da mehr?

Dumbo USA 2019. Regie: Tim Burton. Mit Colin Farrell, Danny DeVito, Michael Keaton, Nico Parker, Finley Hobbins. Disney. 114 Min.

Tim Burton verlegt den Plot ins Jahr 1919, als der ehemalige Star des Zirkus Medici, Holt Farrier (Colin Farrell), aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt.

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