Elvis. - © Warner

„Elvis“: Ein Denkmal für den King

19451960198020002020

Baz Luhrmann setzt in „Elvis“ auf seine – schrille – Weise das Leben des Rock-’n’-Roll-Barden fürs Kino in Szene.

19451960198020002020

Baz Luhrmann setzt in „Elvis“ auf seine – schrille – Weise das Leben des Rock-’n’-Roll-Barden fürs Kino in Szene.

Werbung
Werbung
Werbung

Elvis Presley beeinflusste die Popmusik und die Populärkultur wie kein anderer Solokünstler. Ob als wilder Rock ’n’ Roller mit Schmalztolle oder als pompöser Imitator seiner selbst im weißen Glitzeroutfit – der 1977 im Alter von 42 Jahren verstorbene Sänger ist längst eine Ikone geworden, die über Generationen weitergereicht wurde und nach wie vor verehrt wird. Kein Wunder, dass immer wieder einmal Spielfilme produziert werden, die das dreiaktige Leben des Ausnahmekünstlers nacherzählen. Der jüngste Film dieser Art ist „Elvis“, bei dem Baz Luhrmann („Moulin Rouge“, „Der große Gatsby“) in seinem üblichen Stil, den man mag oder auch nicht mag, Regie geführt hat: knallbunt, überdreht, hektisch; mitunter werden gleich drei Stränge parallel erzählt. Zugegeben: Zu welchem Stoff passt die Baz-Luhrmann-Haftigkeit besser als zu Elvis Presley, der in seiner letzten Schaffensperiode, der Las-Vegas-Periode, in jeder Hinsicht unglaublich dick aufgetragen hat?

„Elvis“ wird aus der Perspektive von Colonel Tom Parker erzählt, Elvisʼ Manager, der den Sänger fast von Beginn seiner Karriere an begleitete. Er war es, der Elvis als „King of Rock ’n’ Roll“ vermarktete und zum Idol von Heerscharen kreischender Teenager machte. Er war es, der den unseligen Vertrag einfädelte, der Elvis zu einer schier unendlichen Reihe immer schlechter werdender Hollywoodfilme verpflichtete. Und er war es, der Elvis die finanziell enorm lukrativen Shows in Las Vegas verschaffte, in denen der Künstler zunächst wieder aufblühte, aber an denen er schließlich zugrunde ging. Zum Glück gerät „Elvis“ nicht zu einer Apologie des sinistren Colonel, der von Tom Hanks als manchmal diabolische, manchmal lächerliche Figur dargestellt wird. Dass Parker seinen Schützling ausgenommen hat wie eine Weihnachtsgans und einen entscheidenden Anteil an Elvisʼ monetär sehr ertragreichen, aber künstlerisch verheerenden Karriereentscheidungen hatte, lässt der Film außer Zweifel.

Zwei Gesichter des American Way of Life

Mit Austin Butler ist ein wirklich würdiger Elvis-Darsteller auf der Leinwand zu sehen. Der 31-jährige Schauspieler singt ausgezeichnet, hat die Bewegungen sowohl des ungestümen jungen als auch des gesetzten alten Elvis perfekt einstudiert und bekommt auch das schüchtern-nuschelnde Sprechen des jungen Elvis äußerst authentisch hin. Allerdings hat die Figur keine Tiefe, was man in diesem Fall nicht dem Darsteller zum Vorwurf machen darf, sondern der Machart des Filmes. Selbst der von Oscarpreisträger Hanks verkörperte Colonel bleibt oberflächlich. Außer Geldgier und einer nebulos behaupteten Suche nach Liebe hat die Figur keinen erkennbaren Antrieb. Dabei ließe sich aus der Biografie des Managers – eines illegalen Einwanderers aus den Niederlanden, der von manchen mit einem ungelösten Mordfall in seiner Heimat in Verbindung gebracht wird – sicherlich eine interessante Backgroundstory konstruieren.

Elvis Presley und Tom Parker werden letztlich als die beiden unterschiedlichen Gesichter des American Way of Life präsentiert: Elvis als das anmutige Antlitz, hoffnungsvoll, aufstrebend und idealistisch, der Colonel als die hässliche Fratze, alles dem Profit unterordnend, verlogen und reaktionär. Ziemlich am Ende des Films, wenn Elvis eine sehr intime Version des Klassikers „Unchained Melody“ zum Besten gibt, werden die Gesichtszüge des Sängers und jene des Managers eins. Es ist neben dem elektrisierenden ersten Auftritt von Elvis zu Beginn einer der stärksten Momente des gesamten Films.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung