"Eternal You" zeigt irritierende Szenen aus dem digitalen Jenseits
Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz und virtueller Realität mit Verstorbenen in Kontakt treten? Der Dokumentarfilm „Eternal You“ entführt in die Faszinosen und Abgründe der digitalen Technologien.
Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz und virtueller Realität mit Verstorbenen in Kontakt treten? Der Dokumentarfilm „Eternal You“ entführt in die Faszinosen und Abgründe der digitalen Technologien.
Eine Frau gestikuliert mit Spezialhandschuhen, ihre Bewegungen greifen ins Leere. Doch über ihr VR-Gerät ist sie in eine andere Realität eingetaucht: „Ich habe dich vermisst“, sagt ein kleines Mädchen. Es ist ihre verstorbene Tochter, die hier als lebensechter virtueller Avatar erscheint. „Ich dich auch!“, wispert die Mutter. Sie versucht, das künstliche Wesen zu umarmen –und beginnt zu weinen. Millionen Fernsehzuseher sind live dabei, denn es handelt sich um einen Auftritt in der südkoreanischen TV-Show „Meeting You“. Die Szene geisterte im Jahr 2020 durch die Medien und sorgte für Euphorie wie Empörung.
Im Dokumentarfilm „Eternal You“ bilden die Aufnahmen der Koreanerin eine Art Klammer für viele andere Beispiele, die zeigen, wie sich im digitalen Zeitalter ein neuer Trend herausgebildet hat: mittels Künstlicher Intelligenz (KI) und virtueller Realität (VR) mit Verstorbenen in Kontakt zu treten. Im Film erfährt man den Hintergrund zur gezeigten Szene: Die Tochter von Jang Ji-sung hatte Leukämie; die letzte Begegnung mit ihr war leider wenig liebevoll. Die Mutter wurde seither von Träumen geplagt, in denen ihre Schuldgefühle zum Ausdruck kamen. Die virtuelle Realität soll ihr ermöglichen, den Abschied von ihrem Kind nachzuholen und neu zu gestalten. Glückliche Erinnerungen sollen entstehen. In diesem Fall war das Experiment erfolgreich: Nach der VR-Erfahrung, erzählt Jang Ji-sung, haben ihre belastenden Träume aufgehört.