Pavarotti - © Foto: Constantin

Facetten eines Begnadeten

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Thomas Taborsky über "Pavarotti" von Ron Howard.

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Thomas Taborsky über "Pavarotti" von Ron Howard.

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Im Werk von Ron Howard scheint eine Verlagerung im Gange zu sein. Der Regisseur von „Apollo 13“, „A Beautiful Mind“ oder „Rush“ war lange darauf spezialisiert, wahre Geschichten zu Spielfilmen zu formen, die noch größer als das Leben selbst sein sollten. Nun aber bedient er sich immer mehr des dokumentarischen Fachs. Was nicht heißt, dass er sein altes Instrumentarium aufgeben würde: Auch in „Pavarotti“, seinem Porträt über einen der größten Opernsänger des 20. Jahrhunderts, machen sich jene Kniffe bemerkbar, die alles noch ein wenig lebendiger und vor allem dramatischer wirken lassen. Das Bild kann sowieso nicht stillstehen, selbst wenn es eine Fotografie ist. Howard fährt und zoomt darin, justiert am Archivmaterial. Über viele Einstellungen legt er sogar einen feinen Schleier aus Staubpartikeln, um ihnen eine wohlige, wenn nicht sakrale Aura zu verleihen. Zum Hochamt in der Karriere Pavarottis wird für ihn der erste Auftritt der Drei Tenöre 1990 in Rom.

Zweimal stattet er diesem einen Besuch ab, auch wenn er die Lebensstationen sonst im Wesentlichen chronologisch durchgeht. Dabei ergeben die jeweiligen Partien auf der Bühne für ihn oft einen Widerhall der Situation, in der sich Luciano Pavarotti gerade als Mensch befand. Sein Psychogramm illustrieren Aussagen von berühmten Kollegen, Managern und vor allem der Frauen in seinem Leben. Sie sprechen von einem Mann, der spitzbübisch war, jedem das Gefühl gab, sein Freund zu sein, in späteren Jahren großen karitativen Einsatz entwickelte – und dem im Nachhinein niemand böse zu sein scheint. An dieser Legende will „Pavarotti“ trotz Enttäuschungen und Affären nicht kratzen. Hinnehmen muss er allerdings, dass er mit Placido Domingo jemandem gerne und oft das Wort erteilt, der im Nachhinein mit gravierenden Vorwürfen konfrontiert ist, welche auch auf den Dokumentarfilm abfärben. Deren Wirkung trübt das aber nur bedingt. Eines kann er nämlich vorbehaltlos: Die vielgestaltigen Facetten eines begnadeten Künstlers zeigen.

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