faking-hitler - © Foto: RTL / Martin Valentin Menke

„Faking Hitler“: Der Skandal um die Hitler-Tagebücher als filmisches Zeitbild

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In der RTL+-Miniserie wird einer der größten Medienskandale Deutschlands detailreich aufgearbeitet.

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In der RTL+-Miniserie wird einer der größten Medienskandale Deutschlands detailreich aufgearbeitet.

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Seit Anfang November heißt TVNow, das Streamingportal der RTL-Gruppe, RTL+. Im neuen Gewand, in dem die RTL-Sender Netflix, Amazon Prime oder Disney+ Konkurrenz machen wollen, finden neue Produktionen Platz, die sich auch in der Qualität mit den US-Streamingdiensten messen können. Insbesondere die sechsteilige Miniserie „Faking Hitler“ ist ein Beispiel dafür, dass diesseits des Atlantiks gleichermaßen spannende Filmdramen zum Streamen entwickelt werden können.

Dass mit Lars Eidinger, Moritz Bleibtreu und Ulrich Tukur auch Schauspiel erster Güte zu erwarten war, bestätigt sich im unter der Regie von Wolfgang Groos und Tobi Baumann gestalteten Format. „Faking Hitler“ erzählt die unglaubliche Geschichte der Hitler-Tagebücher, welche das Wochenmagazin Stern 1983 veröffentlichte, neu nach. Dass sich ein renommiertes Medium mit der plumpen Fälschung durch den Kunstmaler Konrad Kujau, die dann der Starreporter des Stern (und NS-Devotionalien-Fetischist), Gerd Heidemann, hinter dem Rücken des Chefredakteurs – er heißt hier, abweichend von der historischen Gestalt, Rudolph Michaelis – ins Blatt brachte, täuschen ließ, war einer der größten Medienskandale Deutschlands.

Bekanntlich hat sich bereits 1992 Helmut Dietl in seiner Farce „Schtonk!“ mit den Vorgängen auseinandergesetzt. „Faking Hitler“ wartet aber viel detailreicher (auch wenn einiges davon fiktional ist) mit den Vorgängen auf und malt so ein durchaus entsprechendes Tableau der gesellschaftlichen Untiefen im Deutschland der 1980er Jahre. Insbesondere Lars Eidinger (Heidemann) und Moritz Bleibtreu (Kujau) brillieren in dieser Darstellung.

Die RTL+-Miniserie gibt aber einer zusätzlichen Episode einen gebührend breiten Raum: Parallel zu der Fälschungsgeschichte wird das Drama der Familie Stöckel erzählt: Hans Stöckel (Ulrich Tukur) ist ein bekannter linksliberaler Jura-Professor an der Hamburger Uni, seine Tochter Elisabeth (Sinje Irslinger) jobbt als Jungjournalistin beim Stern. Während sie dort die Zugehörigkeit des „Derrick“-Stars Horst Tappert zur Waffen-SS nachzuweisen sucht, kommt sie drauf, dass auch ihr Vater dieser Mördertruppe der Wehrmacht angehörte – was zusätzliche Verwicklungen zur Folge hat.

Dass auch das Thema Verschweigen (wie ja auch die Waldheim-Diskussion in Österreich Mitte der 1980er Jahre zeigte) in diesem Tableau thematisiert wird, macht „Faking Hitler“ auf seine Weise authentisch.

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